Die Chroniken des Narbenrudels

Kapitel 10

Wiedersehen

"Nun? Was habt ihr zwei herausgefunden?"

"Da war diese Zebraherde, die wir beobachtet haben, Sir. Und dann tauchte plötzlich dieser braune Löwe mit seinen zwei Kindern auf!"

Saliti, welcher gerade zusammen mit seinem Kameraden Choka von seiner Patrouille zurückgekehrt war, erstattete seinem General Chumvi in höchst aufgeregtem Tonfall Bericht. Chumvi selbst starrte den jungen Todesspäher vor sich nur genervt und unbeeindruckt an.

"Mich interessieren keine Zebras oder irgendwelche dahergelaufenen braunen Löwen, Rekrut. Falls ihr es vergessen habt, wir suchen einen ganz bestimmten Löwen. Flame".

Da brachte sich nun auch Choka in das Gespräch mit ein, jedoch mit weitaus respektvolleren Ton als Saliti ihn in seiner Aufregung aufbringen konnte. "Das ist es ja, Sir. Dieser braune Löwe erwähnte seinen Namen. Ohne Zweifel steht er in irgendeiner Form mit unserem Ziel in Verbindung".

Das ließ Chumvi schon mehr aufhorchen und sein Blick wechselte vom Genervt-Modus in den Neugierig-Modus. "So? Und konntet ihr herausfinden, wer dieser braune Löwe ist? Einen Namen vielleicht?"

"Einen Namen? Äh... ne, nicht dass ich wüsste... äh... Sir. Oder, Choka?", fragte Saliti nur, wobei er von Chumvi einen bösen Blick einheimste.

Choka räusperte sich daraufhin nur. Salitis unprofessionelles und respektloses Verhalten schien ihm ziemlich unangenehm zu sein. "Einen Namen konnten wir nicht heraushören, General. Aber er hatte einige Narben. Was darauf schließen lässt, dass er durchaus schon Erfahrungen im Kampf gesammelt hat. Außerdem war seine Mähne noch nicht ganz ausgewachsen. Wir haben es also noch mit einem jüngeren Löwen zu tun".

Chumvi lauschte seinem Soldaten aufmerksam, bevor er einmal verstehend nickte und kurz in Gedanken verloren den Kopf senkte. Die drei Hyänen hatten sich im hohen Gras hinter einem größeren Felsen getroffen, wo sie relativ gut versteckt vor neugierigen Blicken waren.

"Hm", machte der Anführer der Todesspäher schließlich nach einigen Sekunden, bevor er den Kopf wieder hob. "Das muss für's Erste reichen. Ein paar Details sind besser als nichts. Und wenn dieser Löwe wirklich mit Flame zu tun hat, dann wird Lord Sun davon erfahren wollen. So oder so, dass dieser Löwe Flame kennt, bestätigt letzten Endes nur, dass Lord Sun recht hatte. Flame ist hier. Und wir werden uns ihm schon bald annehmen". Seine Zähne kamen zum Vorschein, als sich sein sonst so genervtes Gesicht in ein bösartiges Grinsen verwandelte. "Gut gemacht, Rekruten".

Auf das Lob hin konnten sich die beiden jungen Hyänen ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen - besonders Saliti seines fiel einen Ticken zu groß aus.

"Na los, ihr beiden. Sammeln wir die anderen ein und gehen wir Lord Sun Bericht erstatten. Abrücken!", befahl Chumvi, nun wieder ernster, bevor er sich von den beiden abwandte um davonzumarschieren. Doch hielt er nochmal kurz inne. "Ach, und Saliti?"

"Äh... ja, Sir?"

"Die Art und Weise, wie du dich in Gegenwart von Vorgesetzten benimmst, werden wir beide nochmal üben müssen". Und mit diesen Worten ging er nun wirklich davon, um die verbliebenen Todesspäher einzusammeln.

Saliti wechselte währenddessen nur einen unsicheren Blick mit Choka, bevor er nervös erwiderte: "Na... natürlich, General".

"Und, Großer? Diesmal was herausgefunden?"

"Leider nur so viel wie die letzten Male zuvor auch"

"Oh. Also nichts. Das ist 'ne Menge", sagte Vadi in sarkastischen Tonfall, nachdem Flame von seiner täglichen Auskundschaftung zurück in ihre Höhle getrottet kam.

"Wie schon bereits angenommen, scheint mein Bruder das perfekte Versteck für seine Machenschaften gefunden zu haben. Er weiß, wie man verdeckt vorgeht. Und seine Hyänen wissen es wohl auch. Ihn zu finden könnte dauern. Hoffentlich ist es dann nicht nur schon zu spät..."

Daraufhin ging Vadi zu dem älteren Löwen rüber und klopfte ihm auf die Schulter. "Kopf hoch, Feuerteufel. Wir werden den Kerl schon finden. Vertrau mir", sagte er mit einem verschmitzten Lächeln, woraufhin Flame nur neugierig die Braue nach oben zog.

"Du klingst ziemlich selbstbewusst. Hast du etwa was rausgefunden?", fragte er Vadi.

"Yep, das hab ich", erwiderte der barune Löwe nur siegreich, doch verflog sein selbstgefälliges Grinsen schnell wieder. "Naja... sagen wir vielleicht. Ok, eigentlich nicht... ABER Jua, Kats und ich haben da heute dieses Zebra getroffen - was du ganz nebenbei definitiv nicht kennenlernen möchtest. Sein Name ist Thurston und seine lieblings Beschäftigung ist wirres Zeug zu reden und mich zu nerven. Naja, jedenfalls erwähnte er was von Hyänen. Das er wohl welche gewittert oder gesehen hätte, was mich natürlich hellhörig gemacht hat. Also bin ich in die von ihm angezeogte Richtung gegangen, schlich mich und sprang los... nur um ein paar kleine Schliefer vorzufinden", erklärte er.

"Schliefer? Das nenn ich mal tolle Hyänen", schmunzelte Flame nur.

"Mhm. Wie dem auch sei, auch wenn es nur ein Fehlalarm war, geht mir diese ganze Sache nicht mehr aus dem Kopf. Du musst zugeben, das Timing wäre ein sehr großer Zufall. Du erzählst mir davon, dass sich dein Bruder hier mit nem Haufen Hyänen eingenistet hat und wenige Tage später höre ich - auch wenn es von Thurston kommt - dass hier Hyänen gewesen sein sollen. Was, wenn an dem ganzen doch irgendwie was dran war?", grübelte Vadi.

Flame, der nun ebenfalls nachdenklicher dreinschaute, sagte daraufhin: "Wir sollten jedenfalls wachsam bleiben. Danke, dass du mir davon erzählt hast".

Der braune Löwe nickte einmal, bevor Jua und Katsuro plötzlich von draußen hereingelaufen kamen.

"Paps, ich hab Hunger!"

"Genau, Vati! Wann gibt es denn endlich was zum fressen?"

Quängelten die beiden, während sie Vadi ungeduldig ansprangen

"Uff, ihr zwei fresst einem aber auch den Pelz vom Leib", seufzte er, bevor sich sein eigener Magen jedoch mit einem Knurren zu Wort meldete. "Andererseits... könnte ich wohl auch langsam was vertragen, hehe...". Sein Blick glitt kurz nach draußen. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen war es inzwischen Nachmittag. Es wurde in der Tat langsam Zeit für's Abendessen. Also erhob sich Vadi schließlich und ging auf den Höhlenausgang zu. "Irgendwelche speziellen Wünsche, der Herr?", fragte er Flame dabei noch über die Schulter hinweg.

"Ich bin nicht wählerisch. Ich geb mich mit allem zufrieden", erwiderte der Feuer-Löwe daraufhin.

"Gut. Und ihr zwei? Was soll euch Papa denn so leckeres fangen?", richtete er das Wort nun an seine Kinder, wobei er den Kopf lächelnd zu ihnen runtersenkte.

"Oh, wie wär's mit Antilope!", rief Katsuro sofort.

"Nein, ich mag Strauß lieber. Bitte fang einen Strauß, Vati!", widersprach Jua.

"Du würdest am liebsten immer nur Strauß fressen!"

"Gar nicht wahr!"

"Doch! Paps fängt eine Antilope!"

"Strauß!"

"Antilope!"

"Strau-"

Der Streit wurde unterbrochen, als Vadi sich einmal laut räsuperte und seine Kinder sich etwas unbehaglich zu ihm umdrehten. Katsuro war der Erste, der wieder das Wort ergriff.

"Ääääh... weißt du was, Jua? Von mir aus können wir heute Strauß essen", sagte er nun in versöhnerischen Tonfall.

"Wirklich? Super!", freute sich die Kleine daraufhin und machte einen kleinen Hoppser in die Luft, wobei ihr Schwanz freudig hin und her wedelte. "Dürfen wir vielleicht mitkommen, Vati?"

"Nein, diesmal nicht. Euer Vater braucht gerade etwas Zeit zum Nachdenken", erklärte er, wobei die beiden nur traurig dreinblickten. "Aber ihr könnt gerne draußen noch was spielen gehen, solange ihr in der Nähe der Höhle bleibt", schob er noch nach, was die Gemüter sofort wieder aufhellen ließ.

"Ist gut, Paps!"

"Danke, Vati!"

Und damit stürmten die beiden auch schon an ihm vorbei nach draußen, was Vadi nur schmunzelnd den Kopf schütteln ließ, bevor er ihnen folgte. Zurück blieb ein nachdenklich wirkender Flame, der scharf darüber nachdachte, wo sich sein Bruder wohl verstecken könnte...

Vadi brauchte nur wenige Minuten, um den Geruch eines Straußes in der Nase zu spüren. Er war nicht allzu weit von seiner Höhle entfernt und der Königsfelsen ragte in der Ferne über ihm auf. Die Kijani-Wiese, die nämlich genau zwischen Höhle und Königsfelsen lag, war der beste Ort, um Strauße zu jagen, wie jeder Löwe im Geweihten Land wusste.

Ja, der Königsfelsen. Er wusste nicht genau, woran es lag, aber jedes Mal, wenn er die beeindruckende Felsformation betrachtete, erfüllte ein Gefühl des Stolzes seinen Körper. War er vielleicht einfach stolz darauf, Teil dieses schönen und friedlichen Landes zu sein? Oder stolz auf seinen König und dessen Familie, die das Land schon so oft vor sämtlichen Gefahren gerettet hatten und nicht nur Stärke, sondern auch Mut bewiesen hatten? Vielleicht war es auch ein Teil von beidem.

Wie auch immer, dieser Felsen war heilig für Vadi. So heilig, wie er für jedes Tier im Geweihten Land war. Und der Gedanke, dass er schon bald ein zweites Mal mit Hyänen und einem tyrannischen Löwen überrannt sein könnte, verleihte ihm ein Gefühl der Übelkeit.

Doch für Zukunftssorgen war nun keine Zeit. Jetzt musste er für sein neues Rudel - das Narbenrudel, wie Katsuro es so schön benannt hatte - Beute besorgen. Umso besser also, dass er nun besagten Strauß, den er schon gewittert hatte in der Ferne ausmachen konnte.

Da bist du ja.

Auf leisen Pfoten schlich sich der Löwe nun durch dashohe Gras, die Haltung eines Jägers eingenommen, bis er nur noch wenige Meter von seinem Ziel entfernt war. Der Strauß hatte währenddessen nicht den leisesten Schimmer davon, dass er gerade beobachtet wurde. Er pickte nur weiter genüsslich auf dem Boden herum, während Vadi das Fleisch des Vogels schon förmlich schmecken konnte. Er schleckte sich einmal über das Maul, setzte für den Sprung an und... knallte mit seinem Kopf gegen irgendetwas hartem, woraufhin nur ein gequältes "Ouch" - und das nicht nur von ihm - ertönte und er einfach zu Boden plumpste. Der Strauß hingegen blickte nun doch erschrocken zu dem am Boden liegenden Löwen auf und machte sich binnen einer Sekunde auch schon schnell aus dem Staub, während Vadi sich nur schmerzhaft den Kopf mit seiner Pfote rieb und sich verwirrt umblickte.

Er war mit irgendetwas zusammengeknallt, aber was? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, denn links von ihm lag nun ein weiterer Löwe K.o. auf dem Boden. Oder wohl eher gesagt eine Löwin. Eine Löwin, die Vadi nur allzu gut kannte.

"Kiara!?", kam es aus ihm sowohl überrascht als auch erschrocken heraus.

"Hä? Wa- Vadi?", fragte sie nur etwas benebelt von dem Aufprall bei dem Klang von seiner Stimme, als sie sich selbst noch den Kopf rieb und schließlich langsam zu ihm blickte, als er zu ihr geeilt kam.

"Bei Simbas Mähne, bist du verletzt? Irgendwelche Schäden oder Defekte?", fragte er voller Sorge, als er vor ihr abbremste, ihren Kopf mit einer Pfote packte und ihn genau von allen Seiten begutachtete. Dann kam der Schrecken in sein Gesicht. "Oh nein!"

"Wa- was ist?", fragte Kiara nun, ebenfalls besorgt, dass irgendwas mit ihr nicht stimmte.

"Sag mir bitte nicht, ich muss dich zu Rafiki bringen. Alles, aber bitte nicht das!", flehte er. Nach der Begegnung mit Thurston konnte er jetzt gut auf den Mandrill verzichten.

Doch zu seiner Erleichterung brachte Kiara daraufhin nur ein herzliches Lachen hervor und erhob sich vor ihm langsam wieder auf die Pfoten. "Keine Sorge, mir geht's gut", sagte sie lächelnd, während sie ihn von oben bis unten musterte. "Ich muss sagen, ich hätte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet du es auf den selben Strauß wie ich abgesehen hast".

"Ja? Mein Kopf hat wohl ähnlich wenig damit gerechnet", erwiderte er nur, während er sich diesen erneut etwas rieb.

Ein weiteres Lachen kam aus Kiara heraus, bevor sie sich an ihren Freund schmiegte. "Es ist so schön, dich mal wieder zu sehen", schnurrte sie, doch der Moment währte nur kurz, als eine böse Erinnerung sich in ihr Gedächtnis schlich und sie etwas ängstlich von ihm zurückwich.

"Was is'?", fragte der braune Löwe daraufhin nur verwirrt und mit hochgezogener Braue.

"Ich... naja, ich....", stammelte sie nur vor sich hin, doch dann kam es Vadi selber in den Kopf.

Jua und Kats. Sie denkt immer noch, ich wüsste nichts von ihnen. Deshalb hat sie sich in letzter Zeit auch so von mir ferngehalten.

Vadi wusste, dass jetzt vielleicht der beste Zeitpunkt wäre, um dieses Thema zur Sprache zu bringen. Immerhin konnte er Kovu nirgends ausmachen, was bedeutete, dass es wohl unter ihnen bleiben würde. Er atmete einmal tief durch und setzte für seine Ansprache an. "Kiara, hör zu. Ich weiß-"

"Mama?!", riefen plötzlich zwei Stimmen hinter ihm gleichzeitig und unterbrachen Vadi, bevor er überhaupt richtig anfangen konnte. Überrascht richteten sich die Blicke der beiden Löwen zu der Quelle der Stimmen, nur um zwei Jungtiere auf sie zurennen zu sehen.

"Jua? Katsuro?", fragte Kiara nur ungläubig und ihr ängstlicher Gesichtsausdruck weichte strahlender Freude und Erleichterung, als sie auf die Kleinen zurannte, sich auf den Boden fallen ließ und ihre Kinder schnurrend und voller Liebe an sich drückte, was die beiden nur erwiderten. "Ich dachte, ich hätte euch verloren", sagte sie, während Tränen der Freude aus ihren Augen kullerten.

"Uns geht's gut, Mami", schnurrte Jua überglücklich, als sie ihren kleinen Kopf in das Brustfell ihrer Mutter vergrub, ebenfalls vor Freude weinend.

"Ja! Dank Flame und Paps! Sie haben sich um uns gekümmert!", fügte Katsuro noch hinzu, der sich unter Kiaras Kinn gekuschelt hatte.

Da wurde Kiara wieder hellhörig und erneut kehrte dieser ängstliche Gesichtsausdruck zurück, als ihr Kopf zu Vadi ruckte, der nun liebevoll lächelnd auf sie zukam. Zu seiner Familie.

"Also... weißt du es inzwischen, huh?", fragte sie ihn nur vorsichtig, bereit auf eine ordentliche Standpauke oder vielleicht sogar schlimmeres. Würden ihre schlimmsten Befürchtungen wahr werden und er würde Kovu davon erzählen?

Doch Vadi nickte nur ruhig und gelassen, während er ein einfaches "Yep" zustande brachte.

"Und... wie genau hast du davon erfahren? Und wie habt ihr zusammengefunden?", fragte sie weiter.

"Nun, den Verantwortlichen hatte ich eben tatsächlich schon einmal genannt. Rafiki hat mir davon erzählt. Naja, und mich auch zu ihnen geführt", erklärte Vadi.

"Rafiki?", fragte Kiara nun empört, bevor sie einmal laut seufzte und die Augen verdrehte. "Und dabei hatte er mir doch versprochen, er würde niemandem davon erzählen. Das... muss wohl eine ziemliche Überraschung für dich gewesen sein, hm?", fragte sie leise und unbehaglich, den Blick beschämt zu Boden gerichtet.

"Ne Überraschung?", erwiderte Vadi nur. "Na hör mal, Überraschung ist da noch ne Untertreibung. Ich mein', ich sitz da so an meiner Höhle, denk mir rein gar nichts, bis plötzlich Rafiki auftaucht und mir was von Kindern erzählt, die ich mit dir haben soll. Ich wollte es ihm erst gar nicht glauben, doch dann führte er mich wie gesagt zu ihnen und... ich hab' es einfach gespürt. Dass sie meine sind". Er schaute zu ihr hinab. "Dass es UNSERE sind." Nach einem Moment setzte er sich schließlich neben sie. "Aber eines verstehe ich bis heute nicht. Warum? Warum bist du nicht direkt damit zu mir gekommen?"

"Ich... ich hatte Angst. Ich war so überfordert mit dieser Situation, ich wusste nicht recht, was ich tun sollte. Kovu und meinen Eltern konnte ich nicht davon erzählen, weil ich Angst hatte, dass sie Jua und Kats... naja, du weißt schon...", erklärte sie mit einem schweren Schlucken. "Und bei dir... ich hatte einfach Angst, dass du vielleicht Kovu davon erzählen würdest. Ihn vielleicht verscheuchen würdest. Dass du quasi den Platz an meiner Seite zurückfordern wollen würdest, mit Jua und Kats als die neuen Thronfolger. Wie gesagt, ich war einfach überfordert..."

"Kiara...", sagte Vadi so mitfühlend, dass sie zu ihm aufblickte, genau in seine Augen. "So etwas würde ich doch nie tun. Du bist meine beste Freundin", versicherte er ihr.

"Ich weiß, aber... es war so dumm von mir", gab sie zu, die Stimme erfüllt von Reue, woraufhin er sie tröstend an sich drückte.

"Jetzt ist ja alles gut. Die beiden sind bei mir in Sicherheit, ich weiß nun von diesem kleinen Geheimnis und wir werden dafür sorgen, dass es auch ein Geheimnis bleibt. Zusammen", versprach Vadi, was Kiaras Miene sogleich erleichtert aufhellen ließ. "Auch wenn ich befürchte, dass es irgendwann auffliegen wird, so gut wir es auch verdeckt halten wollen", gab er nun etwas ernster noch zu bedenken, woraufhin Kiara wieder nachdenklich den Kopf etwas sinken ließ.

Sie weiß es genauso sehr wie ich.

Nach einem kurzen Moment hob sie den Blick wieder, um erneut in Vadis grüne Augen zu schauen. Einen Blick, den er erwiderte. "Manchmal, da gibt es Nächte, da- da träume ich davon, wie es jetzt aussehen würde, wenn ich Kovu nie getroffen hätte. Wie wir vier zusammen auf dem Königsfelsen sitzen. Jua, Kats, du, ich...". Sie lächelte einmal schwach. "Nach diesen Träumen musste ich jedes Mal lächeln".

Daraufhin brachte Vadi ein amüsiertes Lächeln zustande. "Witzig, weil... den selben Traum hatte ich inzwischen auch hin und wieder mal. Mit dem selben Resultat".

Nun war es Kiara, die ein kurzes Lachen von sich gab. "Ich will nur, dass du weißt, dass unsere Zeit wirklich was besonderes war. Du warst ein wundervoller Partner, Vad. Aber Kovu, er... bei ihm ist es so..."

"Ich weiß", unterbrach Vadi sie in verstehendem Ton, ein trauriges Lächeln auf den Lippen. "Er hat was Besonderes an sich, das hast du mir damals schon versucht zu erklären".

"Es brach mir das Herz, mich von dir zu trennen. Was an diesem Tag geschehen ist... es... es tut mir leid", sie drückte sich entschuldigend an ihren ehemaligen Partner. Eine Geste, die er nur erwiderte.

"Schon gut. Du hast deine Entscheidung getroffen. Und ich habe sie akzeptiert. Klar, es gibt oft Tage, da wünschte ich mir, es wäre anders, aber so ist es nunmal nicht. Und... ich komm damit schon klar. Außerdem kann ich jetzt immerhin behaupten, dass ich die beste Freundin habe, die kein anderer Löwe je haben wird", sagte er, nun verschmitzt lächelnd.

"Du hast dich kein Stück verändert", lachte sie nun wieder herzlicher und dankte ihm mit einem tiefen Schnurren. "Danke. Mein Freund".

"Das ist voll süß!", erklang plötzlich Juas freudige Stimme von unten.

"Ja, aber... wann gibt's denn jetzt fressen?", fragte Katsuro.

Sofort galt die Aufmerksamkeit der beiden Eltern ihren Kindern. Vadi war der Erste, der sich zu Wort meldete: "Oh, das gibt's noch früh genug. Aber erst, nachdem ihr mir erklärt habt, warum ihr überhaupt hier seid. Ich sagte doch, ihr sollt bei der Höhle bleiben", meinte er in strengem Ton.

"Äh... naja, uns war aber langweilig und...", setzte Katsuro an, doch wurde er von einem Lachen von Kiaras Seite aus unterbrochen.

"Die beiden missachten also immer noch Anweisungen und lieben es, davon zu rennen", sagte sie belustigt.

"Ja, von wem sie das wohl haben", erwiderte Vadi mit einem Augenrollen und sein und Kiaras Blick trafen sich erneut.

"Von dir", sagten sie beide gleichzeitig, schauten sich einen Moment nur verdutzt an und ließen schließlich ein fröhliches Lachen erklingen, während Jua und Katsuro sich das Spektakel nur verwirrt anschauten.

"Also... was ist denn jetzt mit fressen?", fragte Jua nur erneut, den Kopf schief gelegt.

"Ja, schon gut, schon gut", erwiderte ihr Vater, als er sich eine Lachträne vom Auge wischte. "Na, wie wär's, Hoheit? Lust, mir zu zeigen, was von unseren Jagdstunden hängen geblieben ist?"

"Oh, darauf kannst du wetten! Tatsächlich bin ich noch um einiges besser geworden", erklärte Kiara mit vorgestreckter Brust und in herausfordernden Tonfall.

"Na dann sag ich mal... wer als erstes einen Strauß fängt!", rief Vadi und lief ohne Vorwarnung und wild lachend schon drauf los.

"Hey, das ist unfair!", lachte Kiara und sah ihrem Freund nur hinterher. "Na los, meine Kleinen. Jetzt könnt ihr mal was von Mama lernen", richtete sie sich mit einem Zwinkern an Jua und Katsuro, bevor sie Vadi folgte.

Die beiden Geschwister ließen sich dies natürlich auch nicht zweimal sagen und nahmen ebenfalls die Verfolgung ihres Vaters auf. "Ist das nicht schön? Jetzt sind wir alle wieder zusammen!", rief Jua noch freudig, während die Familie ins hohe Gras untertauchte. Vater, Mutter, Sohn und Tochter. Alle zusammen.

"Tut mir leid, General. Aber ich fürchte, Lord Sun ist gegenwärtig nicht zugegen", sagte eine von Suns persönlichen Leibwachen, die den Eingang zur Höhlenkammer des Löwen bewachten.

"Na super", grummelte Chumvi nur. "Richtet ihm aus, dass ich mit ihm zu sprechen wünsche, sobald er wieder da ist. Es gibt eventuell Neuigkeiten im Bezug zu seinem Bruder".

"Jawohl, Sir!". Die Wache salutierte einmal, bevor Chumvi Kehrt machte, weiterhin Choka und Saliti im Schlepptau. Die anderen Todesspäher hatten sich inzwischen wieder unter die anderen Hyänen im Lager gemischt oder ruhten sich nach ihrem Einsatz aus.

"Sollen... wir hier einfach auf ihn warten, Sir?", fragte Saliti plötzlich mit unsicherer Stimme.

Chumvi antwortete ihm nicht direkt. Stattdessen ließ er erst einmal den Blick weiter über das Lager schweifen. Neben seinen Todesspähern und den anderen Soldaten erblickte er außerdem einige Knochenbeißer wie Kula, Pigana oder Luteni. Das hieß, Ukali war vor Ort. Sehr gut.

"Nein", antwortete die graue Hyäne schließlich. "Wir werden solange General Ukali Bericht erstatten. Er wird ebenso wissen wollen, was wir herausgefunden haben", beschloss Chumvi, wobei er auch ohne auf eine Antwort zu warten schon auf die private Höhlenkammer seines "Bruders" zuschritt.

"General Ukali? Oje, das kann ja was werden", flüsterte Saliti Choka zu.

"Du hast doch wohl etwa keine Angst, oder?", fragte Choka ihn mit hochgezogener Braue zurück.

"Naja... wer hat denn nicht Angst vor General Ukali?"

"Hm. Guter Punkt", gestand Choka. "Ich habe bisher nicht viel mit ihm zu tun gehabt, aber er scheint ernst genommen zu werden. Von sowohl Freunden als auch Feinden. Und nachdem, was ich bisher gehört habe, auch vollkommen zurecht. Ich respektiere ihn. Er und General Chumvi sind genau die Anführer, die wir brauchen".

"Ja. Ich respektiere ihn auch. UND fürchte ihn".

Daraufhin schüttelte Choka nur den Kopf, wenngleich er sich ein leichtes belustigtes Lächeln nicht verkneifen konnte. Doch dieses verflog schnell wieder, als sie den Gang zur besagten Höhlenkammer erreichten. Die zwei Wachen, die davor standen, machten auch schon sogleich Platz, als sie Chumvi erblickten.

Dies war das erste Mal, dass die beiden Rekruten eine der privaten Höhlenkammern ihrer Anführer betraten. Und ihnen beiden jagte plötzlich ein kalter Schauder über den Rücken, als der Geruch des Todes ihre Nase traf, während sie durch den Gang schritten. Was auch immer General Ukali alles in seiner Kammer tat, das Töten war wohl zumindest teilweise ein Teil davon.

Tatsächlich schien der General gerade Besuch zu haben, denn man konnte ihn bereits mit jemanden reden hören.

"- im Süden sind ist unwahrscheinlich. Ich gehe stark von einem Versteck im Norden aus", hallte die bedrohlische Stimme Ukalis durch den kleinen Höhlengang. Und dann standen sie auch schon in Ukalis Gemach, Chumvi an der Spitze.

Die Wände waren teilweise mit Blut beschmiert und hier und dort lagen Knochenreste auf dem Boden verstreut. Das dunkle und schwache Licht in der Kammer trug nur umso mehr zu dem Eindruck bei, dass man sich hier in einer Höhle befand, aus der mit Sicherheit nicht jeder wieder lebend herauskam. Der General selbst saß in der Mitte seiner Kammer und fuhr mit einer Pfote über eine Art Landkarte, die er in den Höhlenboden geritzt hatte un dzeigte mal dort und mal dort hin. Neben ihm saß eine weitere Hyäne, die aussah, als hätte sie schon einiges mitgemacht. So fehlte ihr beispielsweise ihr linkes Vorderbein und hier und dort war sie mit Brandnarben gezeichnet. Der milchig weißen Farbe in ihren Augen nach zu urteilen schien sie wohl außerdem ihr Augenlicht verloren zu haben. Doch sie hörte dem General aufmerksam zu und blickte ihn dabei an, als würde sie ihn ganz normal sehen können, während dieser wohl gerade an einem Plan arbeitete. Zumindest bis sich ihre Aufmerksamkeit und die des Generals auf die Neuankömmlinge richtete.

"Ukali", grüßte Chumvi seinen "Bruder" mit einem Nicken, welches dieser nur erwiderte. Dann warf er einen Blick nach hinten zu Choka und Saliti. "Rekruten, dies ist Rara. Sie ist eine ehemalige Knochenbeißerin, fungiert nach einem unglücklichen Unfall jedoch als persönliche Beraterin von General Ukali. Sie ist eine unserer klügsten Köpfe", stellte Chumvi die mysteriöse Hyäne vor, woraufhin Choka und Saliti vor ihr salutierten.

"Es ist uns eine Ehre, Ma'am", sagten sie beide.

"Die Ehre ist ganz meinerseits, Rekruten", erwiderte Rara mit ruhiger, weiser Stimme, während sich ihre farblosen Augen genau auf sie richteten, als wüsste sie genau, wo die beiden standen.

"Rara und ich führen gerade Nachbesprechung", sagte Ukali an Chumvi gewandt. "Nach meinem letzten Auftrag sind wir wieder ein Stück näher an unsere Feinde im Schattenland gekommen. Es wird nicht mehr lange dauern, da können wir diese Ratten aus ihren Löchern locken".

"Die Anzeichen sprechen allesamt dafür, dass sie sich im nördlichen Teil des Landes aufhalten. Die letzten Erkenntnisse haben uns erheblich weitergebracht", fügte Rara noch an, während Chumvi weiter vortrat und die in den Boden geritzte Karte interessiert musterte.

"Dann werden wir wohl heute alle gute Neuigkeiten für Lord Sun haben", sagte Chumvi zufrieden grinsend. "Choka und Saliti hier haben möglicherweise was äußerst interessantes herausgefunden". Er deutete mit der Pfote zu den besagten Hyänen.

"Ist das so?", fragte Ukali mit hochgezogener Braue.

"Jawohl, Sir!", antwortete Choka respektvoll. "Wir haben einen möglichen Hinweis aufgespürt, der uns früher oder später zu Flame führen könnte. So oder so, seine Anwesenheit wurde mit diesem Hinweis bestätigt".

"Und was wäre das für ein Hinweis?", fragte Rara neugierig.

Nun war es Chumvi, der mit breitem Grinsen antwortete. "Ein möglicher Verbündeter Flames. Ein brauner, vernarbter Löwe".

Und das war Kapitel 10. Wir sind nun endlich zweistellig x3

Ich hatte sau Spaß, das hier zu schreiben. Die Familie teilt einen schönen Moment zusammen, ich konnte ein wenig Vara mit einbringen und Rara, der Hyänen-OC von Zailii hatte ihr Debüt x3

Ich hoffe sehr, dass es euch wie immer gefallen hat und lasst doch please etwas da. Ansonsten kann ich nur sagen... see you in the next chapter... irgendwann xD

OCs in dieser Story:

Vadi - gehört mir

Ukali - gehört mir

Flame - Gehört Kuro

Sun - Gehört Kuro

Jua - Gehört Jua

Katsuro - Gehört Katsuro

Chumvi - Gehört Katsuro

Choka - Gehört Drazzin

Rara - Gehört Zaila

Saliti - My creation

Kiara - Is canon of course. Also gehört se wohl Disney lol

Kapitel 9: Der Schlächter | Kapitel 10: Wiedersehen | Kapitel 11: Erste Konfrontationen

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