Die Chroniken des Narbenrudels

Kapitel 6

Enthüllung

"Och, komm schon, Vuruga Vurga. Das war doch nur ein kleiner Spaß."

"So zu tun, als würde man eine ganze Büffelherde angreifen wollen und diese somit vollkommen erschreckt sehe ich wohl kaum als Spaß an, junger Vadi", antwortete die Büffeldame, als sie den braunen Löwen zusammen mit dem Rest ihrer Herde eingekreist hatten. "Du hättest mit dieser Aktion meine ganze Herde durcheinander bringen können! Außerdem hast du uns beim grasen gestört."

"Seid ihr nicht immer am grasen?", fragte Vadi nur mit leicht amüsierter Stimme, was ihm jedoch nur einen wütenden Blick von Vuruga Vuruga einbrachte. "Gut... neben schlafen versteht sich..."

"Auch wenn du es nur aus... "Spaß" meintest, werde ich mir wohl oder übel eine Bestrafung für dich ausdenken müssen. Als kleine Lehre, damit du das erst gar nicht nochmal versuchst", fuhr Vuruga Vuruga ihm einfach dazwischen, worauf Vadi nur etwas entsetzt die Augen aufriss.

"Moment, Moment! Strafe!?"

"Ganz recht. Eine Strafe."

"Ich bin mir sicher, wir können dafür auch 'ne andere Lösung finden", versuchte sich der junge Löwe rauszureden.

Die Büffeldame schaute ihn nun interessiert an. "Achja? Ich bin für alle Vorschläge offen."

"OK, auf. Wie wär's hiermit? Ich tische dir irgendeine Ausrede auf und du lässt mich einfach laufen, als wäre nichts iert."

Vuruga Vurugas interessierter Blick wurde schnell zu einem genervten. "Das kannst du nicht ernst meinen..."

Vadi zuckte nur mit den Schultern, während sich ein freches Grinsen auf seiner Schnauze ausbreitete. "Naja... ich bin mir sicher, bei den Zebras hätte es funktioniert."

"Das reicht jetzt! Wir werden..."

Bevor die Herdenführerin der Büffel den Satz zu Ende bringen konnte, wurde sie von Vadi unterbrochen, der plötzlich mit panischem Gesichtsausdruck mit der Pfote hinter ihr zu einem kleinen Felsen zeigte, der auf der flachen Grasebene lag. "Was ist das denn!?", fragte er mit deutlich beunruhigten Ton.

"Wenn du glaubst, ich falle darauf hinein, dann...", fing Vuruga Vuruga an, doch wurde sie erneut unterbrochen. Diesmal jedoch nicht von Vadi, sondern von einem lauten Brüllen. Und so wie es sich anhörte, kam es von mindestens zwei Tieren.

Zusammen mit dem Rest der Herde drehte sie sich alarmiert zu der Quelle des Geräuschs um. Zu der Stelle, auf die Vadi gezeigt hatte. Und auf diesem kleinen Felsen standen nun zwei Löwinnen, die gen Himmel brüllten.

Panik machte sich in Vuruga Vuruga breit. Panik, die jedoch schnell wieder verfloss, als sie erkannte, um wen es sich bei den beiden Löwinnen handelte. "Tiifu? Zuri? Was soll denn das? Reicht es denn nicht, wenn Vadi uns schon so einen Schrecken einjagt?", fragte die Büffeldame gereizt und drehte sich wieder zu Vadi um, nur um festzustellen, dass... Vadi gar nicht mehr da war. Er musst den Moment genutzt haben, als sie und ihre Herde abgelenkt waren, um sich davonzuschleichen. Und als sie sich erneut zu Tiifu und Zuri umdrehte, um den beiden eine Standpauke zu veren... waren auch die beiden plötzlich weg.

"Nochmal sorry wegen dem kleinen Spächen, Vuruga Vuruga. Aber du musst zugeben... ein bisschen lustig war es schon", hörte sie auf einmal Vadis Stimme aus einer anderen Richtung rufen. Und als sie zu besagter Richtung schaute, sah sie, wie die drei verschollenen Löwen gemeinsam davonrannten. Und nun kochte sie wirklich vor Wut, während sie ein zorniges Schnauben von sich gab.

Doch das veranlasste die drei Löwen nicht dazu, anzuhalten. Sie rannten einfach weiter. In Richtung Königsfelsen. Zu Vadis kleiner Schlafhöhle, um genau zu sein.

"Späßchen? Das würde ich kaum als Spaß bezeichnen, Vad", meinte Zuri, während sie neben ihrem Freund herlief.

"Weißt du... sowas ähnliches habe ich eben auch schon gehört", antwortete der braune Löwe nur.

"Also ich fand's gar nicht so schlecht. Du hattest schon schlimmere Ideen gehabt, Vad", brachte sich nun auch Tiifu mit einem leichten Lächeln ein, welches Vadi erwiderte.

"Siehst du, Zuri? Tiifu weiß, was Spaß bedeutet", sagte Vadi. "Perfektes Timing vorhin übrigens, ihr zwei. Danke. Ich weiß doch, auf welche beiden Löwinnen ich mich verlassen kann".

Das brachte nun auch Zuri zum Lächeln, doch bevor sie etwas erwidern konnte, fing der Boden unter ihren Pfoten nun leicht an zu beben und zu vibrieren. Und ein flüchtiger Blick nach hinten verriet auch warum. Die gesamte Büffelherde jagte nun hinter ihnen her.

"Weißt du was, Vad? Ich nehm alles zurück. Das war eine furchtbare Idee. Mit die furchtbarste von allen", sagte Tiifu nun mit Panik in der Stimme, als die drei ihr Tempo erhöhten.

"Naja... anscheinend mögen unsere Büffelfreunde es nicht wirklich, zweimal auf den selben Trick reinzufallen", gab Vadi nur zurück und bog plötzlich leicht nach rechts ab. "Kommt mit. Ich weiß, wie wir die loswerden."

Ohne groß zu Zögern folgten Tiifu und Zuri Vadi in besagte Richtung, während sich in der Ferne ein kleiner Abhang nach oben auftat. Und sofort wussten die beiden, was ihr Freund geplant hatte. Denn dieser Abhang war steil genug, sodass die Büffel ihn nicht hochrennen können würden. Gleichzeitig war er aber auch flach genug, sodass die drei Löwen es schaffen würden, sich dort mithilfe ihrer Krallen hochzukämpfen. Vorsicht war aber nattürlich dennoch geboten. Denn der Abhang bot den ein oder anderen lockeren Stein. Das Risiko war hoch, dort abzurutschen und nach unten in die tobende Büffelherde zu fallen.

"Bereit? Dann los!", meinte Vadi, als sie vor dem Abhang zum Stehen kamen. Und sofort machten sich die drei an die Arbeit, sich langsam und bedacht mithilfe ihrer Krallen den Abhang hochzukraxeln. Es kostete sie viel Mühe und es war alles andere als leicht, doch kamen sie dem oberen Ende immer näher, während die Büffel inzwischen am Fuße des Abhanges zum Halt gekommen waren und schnaufend und mit wütenden Blicken zu ihnen hochstarrten. Nur darauf wartend, dass einer von ihnen abstürzen würde und sie sich die arme Seele vorknöpfen könnten.

Vadi war schließlich der erste, der die Kante erreichte und sich wieder auf ebenen Boden hochziehen konnte, dicht gefolgt von Zuri. Tiifu hingegen schien etwas Schwierigkeiten zu haben. Sie hing noch immer an dem Abhang festgekrallt und als sie gerade einen weiteren Schritt machen wollte, bröckelte unter ihren linken Hinterpfote ein Stein ab, den sie als Halt benutzt hatte. Ihre Augen wurden panisch und sie rutschte langsam nach unten. Sie versuchte sich so gut wie möglich mit ihren Krallen zu halten, sich irgendwie wieder zu fangen, doch der Abhang war einfach zu rutschig. Alles, was sie bewirken konnte, war, etwas langsamer in die wütende Büffelherde unten zu rutschen.

"Tiifu!", riefen Vadi und Zuri sofort in perfektem Einklang und rannten zum Rand des Abhanges, wo sie sich nach vorne beugten und besorgt zu ihrer Freundin nach unten schauten.

"Ich... ich kann mich nicht halten!", rief Tiifu ängstlich zu ihnen nach oben, als Vadi sich plötzlich noch etwas weiter nach vorne beugte und mit einer seiner Vorderpfoten wieder auf den Abhang trat.

"Zuri, halt mich fest. Pack meine Hinterbeine oder beiß mir in den Schweif, was auch immer. Hauptsache ich flieg da nicht runter. Und Hauptsache, du kannst mich und Tiifu nachher wieder raufziehen", meinte der braune Löwe, woraufhin Zuri ihn etwas überrascht anblickte. Doch schließlich nickte sie und trat hinter ihn.

"Tut das denn nicht weh?", fragte sie vorher noch etwas zögerlich.

"Mach einfach, oder Tiifu wird gleich noch viel schlimmere Schmerzen haben als ich", drängte er Zuri weiter, woraufhin sie dann auch ohne weiter zu zögern in seinen Schweif biss.

Vadi kniff vor Schmerzen kurz die Augen zusammen und unterdrückte ein Brüllen. Doch er riss sich schnell zusammen und ging nun auch mit seiner anderen Vorderpfote vorsichtig zurück auf den bröckeligen Abhang.

"Gut festhalten, Zuri. Hörst du?", sagte er, als er sich weiter zu Tiifu vorkämpfte und nun auch seine Hinterpfoten auf dem Abhang nach Halt suchten. Glücklicherwiese kam er schneller voran, als Tiifu nach unten rutschte und schon bald hatte er die junge Löwin in Not erreicht. Zuri musste sich währenddessen schon selbst halb über den Rand des Abhanges beugen, um Vadi noch halten zu können und krallte sich in den Boden fest.

"Tiifu, halt dich an meiner Pfote fest", wies er sie an.

"O-Okay", stotterte sie als Antwort und mit einer langsamen und vorsichtigen Bewegung packte sie mit ihrer rechten Pfote die von Vadi.

"Alles klar, Zuri. Jetzt zieh uns hoch", rief er dann zu Zuri nach oben und machte sich auf weitere Schmerzen gefasst. "Tiifu, wir beide werden nachhelfen, alles klar?"

Tiifu nickte nur zur Antwort und dann begann Zuri auch schon mit ganzer Kraft Vadi und Tiifu an Vadis Schweif hochzuziehen, wobei die anderen beiden mit ihren Pfoten nachhalfen, indem sie langsam und vorsichtig zurück nach oben gingen. Vadi hatte es dabei wohl am schwierigsten. Nicht nur musste er die Schmerzen an seinem Schweif aushalten, sondern musste er auch noch rückwärts den Hang nach oben klettern, während Tiifu an einer seiner Pfoten hing.

Doch ihre Anstrengungen wurden belohnt, als sie nach kurzer Zeit den Rand des Hanges erreichten und alle drei wieder sicheren Boden unter den Pfoten hatten. Erschöpft sowie erleichtert ließen sie sich zu Boden fallen und atmeten einige Male schwer aus.

"Alles klar, Tiifu? Das war echt knapp", meldete sich Vadi schließlich als erster zu Wort und schaute zu seiner Freundin auf, welche sich zur Antwort dankend an ihn und Zuri kuschelte.

"Ja. Ich denke schon. Dank euch", meinte sie in erleichterten Ton.

"Das war Teamarbeit. Du hast selbst mitgeholfen", gab Zuri mit einem Lächeln zurück, bevor sie wieder ernster wurde. "Dein Fell ist jedoch nicht so heil davongekommen. Du siehst fürchterlich aus, Tiifu. Darum werden wir uns gleich erstmal direkt kümmern müssen, sobald wir zurück beim Königsfelsen sind."

Vadi rollte daraufhin nur amüsiert mit den Augen. "War ja klar."

"Was?", fragte Zuri nur ernst und verwirrt.

"Ach nichts. Gar nichts. Bin tatsächlich nur überrascht, dass das nicht schon früher kam", lachte der junge Löwe, woraufhin Zuri ihn nur spaßhaft mit der Pfote anstieß.

" bloß auf, Vad. Du könntest nach der Aktion nämlich auch mal wieder ein ordentliches Bad gebrauchen", warnte Zuri ihn mit einem schelmischen Grinsen, woraufhin Vadi plötzlich nur zurück auf die Pfoten sprang und weiter Richtung Königsfelsen ging.

"Äh, ist ja nett gemeint, Zuri, aber... danke. Nein danke", sagte er nur panisch, woraufhin die beiden Löwinnen anfingen leise zu lachen und ihm schließlich wieder folgten.

"Naja, wie auch immer. Ich hoffe all das war es wert, damit du deinen Spaß hast", schob Zuri noch nach, wobei sie nochmal nach hinten blickte.

Daraufhin grinste Vadi nur. "Weißt du, Zuri... Inzwischen würde ich das nicht mehr unbedingt als Spaß bezeichnen".

Und als sie zusammen in herzliches Gelächter fielen, setzten sie ihren Weg fort, sich Vadis Schlafhöhle nähernd...

"Tja, schätze, das war wohl ein weiterer ereignisreicher Tag in unserem Leben", sagte Vadi schließlich, als sie vor seiner Höhle ankamen.

"Ja, kann man wohl sagen", stimmte Tiifu ihm mit einem freundlichen Lächeln zu, bevor sie auf seinen Schweif blickte, wo noch immer eine leichte Bissspur von Zuri sichtbar war. Und sofort verwandelte sich ihr Lächeln in einen besorgten Blick. "Danke, dass du das für mich getan hast, Vad. Ich meine, selber Schmerzen in Kauf genommen, um mir zu helfen."

"Für euch beide jederzeit, das wisst ihr doch", antwortete der braune Löwe ihr, während Tiifu ihn erneut feste umarmte und ihren Kopf an ihn schmiegte.

"Tut es noch sehr weh? Ich hoffe, ich habe nicht zu fest zugebissen", brachte Zuri sich nun mit besorgter Stimme ein und schleckte vorsichtig über die Wunde.

"Es geht schon, Zuri. Keine Sorge. Du hast getan, was nötig war. Und dafür danke ich auch dir. Die Wunde wird in wenigen Tagen verheilen, ganz sicher", versicherte er ihr in beruhigenden Ton, woraufhin Zuri ihn erleichtert anlächelte. "Aber jetzt kommt. Es ist schon spät und die Königsfamilie wartet sicherlich schon mit dem Fressen auf euch."

Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen und wendeten sich Richtung Königsfelsen, der hinter Vadis Höhle schon sichtbar war.

"Die Tage mit dir werden nie langweilig, Vad. Danke dafür", verabschiedet sich Zuri von ihm mit einem Lächeln.

Er verbeugte sich daraufhin scherzhaft. "Immer doch. Wir sehen uns dann hoffentlich die Tage mal wieder. Und..." Er pausierte kurz und ließ den Blick leicht zu Boden senken, etwas Trauriges im Gesicht. "Grüßt Kiara schön von mir, in Ordnung?", schob er noch etwas leise und geknickt nach.

Da kam Tiifu eine Idee. "Vielleicht kommt Kiara ja zu unserem nächsten Treffen mal wieder mit", sagte sie optimistisch. Doch Zuri zerschlug diesen Optimismus sofort und verdrehte nur genervt die Augen.

"Vergiss es, Tiifu. Sie hat doch nur noch Augen für ihren Kovu. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie uns vollkommen vergessen hat." Man merkte Zuri ein gewisses Maß an Neid an, als sie dies sagte.

"Ich bin mir sicher, Kiara wird demnächst wieder mehr Zeit für uns haben. Vergesst nicht. Es ist nicht nur Kovu. Sie wird auch für ihre Rolle als Königin vorbereitet. Und wie ich hörte, ist das nicht gerade eine leichte Aufgabe", nahm Vadi seine beste Freundin in Schutz, wobei er selbst aber auch weiterhin noch leicht traurig klang.

"Ja... schon möglich", räumte Zuri schließlich ein. Der leicht genervte Ton war aber weiterhin noch zu hören.

"Fragen tötet ja keinen. Vielleicht haben wir ja Glück und sie hat demnächst wirklich wieder etwas Zeit für uns", fügte Tiifu mit ihrem ewigen Optimismus erneut hinzu, wobei sich die beiden Löwinnen in Bewegung Richtung Königsfelsen machten.

"Wir werden sehen. Bis demnächst, Vad", verabschiedete sich Zuri und schon bald waren die beiden außer Hörweite.

Vadi lächelte seinen beiden Freundinnen noch einen Moment hinterher, bevor er sich selbst in Bewegung setzte und zu einem kleinen Hügel neben seiner Schlafhöhle rüberging, von wo aus er eine gute Sicht auf den nicht allzu weit entfernten Königsfelsen hatte.

Mit nachdenklichen Blick schaute er nun in die Ferne, zu der Spitze des nach oben geneigten Steinlaufsteges des Königsfelsens, wo er zwei kleine Gestalten ausmachen konnte. Aus dieser Entfernung kaum mehr als zwei Punkte. Einer etwas dunkler, der andere etwas heller. Kovu und Kiara. Ganz sicher.

Er seufzte einmal laut und ließ den Blick wieder traurig zu Boden sinken. Er vermisste sie. Mit ganzem Herzen. Doch hatte sie sich letzten Endes für Kovu entschieden. Damit musste er nun klarkommen. Er saß ein paar Minuten nur abwesend so da, als plötzlich...

"Oh ja, die Vergangenheit kann weh tun, nicht wahr? Aber so wie ich das sehe, solltest du eher glücklich darüber sein, dass es iert ist anstatt traurig zu sein, dass es vorbei ist", sagte plötzlich eine Stimme von einem Baum neben ihm, woraufhin der braune Löwe stark zusammenzuckte und vor Schreck die Krallen ausfuhr. Sofort suchte er mit seinem Blick die Quelle der Stimme, als plötzlich etwas, oder vielmehr jemand, neben ihm auf dem Boden landete. Ein Mandrill!

"Rafiki!?", kam es erschrocken und überrascht aus Vadis Maul herraus, während er etwas nach hinten wich.

"Haha, ganz recht, junger Vadi", lachte der Affe lebensfroh zur Antwort, seinen für ihn bekannten Bakora Stab in der rechten Hand herumwedelnd.

"Wa... Was machst du hier!? Und... was meintest du damit? Mit Vergangenheit, glücklich sein, traurig sein..."

Bevor Vadi weiter fragen konnte, zeigte Rafiki nur mit dem Finger Richtung Königsfelsen. "Ich mag alt sein, aber meine Sehkraft ist noch stark genug, um mir zu verraten, dass das junge Königspaar gerade auf der Spitze des Königsfelsens steht. Und du, junger Löwe, schaust ziemlich betrübt drein. Du vermisst sie, nicht wahr?"

Daraufhin zog Vadi nur eine Braue skeptisch nach oben. "Du weißt also davon, dass Kiara und ich uns mal etwas... näher als nur Freunde standen. Woher?"

Doch anstatt seine Frage zu beantworten hielt Rafiki nur einen Finger vor Vadis Maul. "Ah ah ah, ein Mjuzi verrät nie alle seine Geheimnisse", sagte er nur, woraufhin Vadi ihn nur einen leicht genervten Blick entgegenbrachte.

"Schön, ist ja gut. Und was genau willst du jetzt von mir? Darauf herumreiten, dass ich Kiara vermisse?"

"Oh, nein nein. Ich bin hier, um dir etwas aus dieser Zeit zu geben."

"Und das wäre? Kiara?", fragte Vadi sarkastisch.

"Nun, die Prinzessin ist es vielleicht nicht. Es ist viel mehr etwas, was aus dieser Zeit entstand."

Daraufhin schaute Vadi nur noch verwirrter. "Rafiki, tut mir leid, aber ich bin gerade nicht in bester Laune für solche Rätselspielchen. Ich... ich denke, es ist besser, wenn du einfach gehst und irgendein anderes Tier verwirrst", sagte der braune Löwe nur, drehte sich von dem Affen weg und wollte gerade in seine Höhle gehen.

"So? Dann möchtest du also nicht deine Kinder kennenlernen?", fragte Rafiki nur mit einem Grinsen auf dem Gesicht, wobei er sich auf seinem Bakora abstützte.

Das ließ Vadi natürlich sofort in seiner Bewegung innehalten. Sein Blick nun noch verwirrter als zuvor. "Kinder?", wiederholte er nur skeptisch.

"Ganz recht, so ist es", nickte Rafiki.

"Was kommt als nächstes? Meine Mutter ist noch am leben? Ich habe einen verschollenen Bruder oder eine Schwester? Vielleicht auch noch einen Cousin, von dem ich nichts weiß?"

"Nun, das Leben bringt immer wieder neue Überraschungen", antwortete Rafiki nur mit einem Lächeln darauf, woraufhin Vadi nur mit dem Kopf schüttelte.

"Ich... habe keine Kinder, Rafiki. Nie im Leben habe ich Kinder. Das kann gar nicht sein. Ich meine... Kiara und ich...", bevor er weiterreden konnte, wurde er von Rafiki unterbrochen.

"Das kannst du dir natürlich gerne einreden und hier weiter vor dich hin trauern. Oder du folgst dem alten Rafiki zu deinen Nachkommen, nimmst sie auf, hast eine schöne Erinnerung an die alte Zeit und kannst zusammen mit deinen Kleinen ein schönes Leben führen. Die Entscheidung liegt ganz bei dir."

Und ohne auf Vadis Reaktion zu warten lief der Mandrill dann plötzlich auch schon los, weg vom Königsfelsen. Vadi schaute ihm nur unsicher hinterher. Hatten Kiara und er wirklich Kinder? Und wenn ja... warum hatte sie ihm nie was davon erzählt? War sie deswegen in letzter Zeit immer so komisch in seiner Gegenwart? So ganz daran glauben konnte er noch nicht. Andersrum... auch wenn Rafiki nicht immer so den Eindruck darauf machte, war er mit das weiseste Tier im Geweihten Land. Und er irrte sich nur selten. Außerdem wusste er auch von Vadis und Kiaras Beziehung, was die beiden eigentlich nie wirklich laut herumposaunt hatten. Vielleicht war ja wirklich was an dieser Sache dran? So oder so, der Affe würde ihn sicherlich nicht einfach zu einem leeren Fleck führen. Irgendwas MUSS er also gefunden haben.

"Ach, was soll's...", seufzte Vadi nur mit einem Kopfschütteln und rannte schließlich los, Rafiki hinterher. Und er musste zugeben... etwas neugierig war er nun schon. Zeitgleich aber auch irgendwo ängstlich und... war das Vorfreude? Es war ein warmes Gefühl. Falls er wirklich Kinder hätte... wäre er dieser Aufgabe überhaupt gewachsen? Andersrum würde er vielleicht gleich SEINE Kinder sehen. Seine und Kiaras Nachkommen. Sein Fleisch und Blut.

Diese Gedanken schwirrten ihm weiter im Kopf rum, als er zusammen mit dem alten Affen durch das Geweihte Land lief. Weiter und weiter. Es dauerte einige Minuten, doch dann... blieb Rafiki plötzlich stehen und hielt Vadi seinen Bakora vor die Nase, damit auch dieser stoppte. Und dann zeigte er auf drei Gestalten in der Ferne, die gerade in der Nähe eines Wasserlochs spielten.

Einer von ihnen war schon ein ausgewachsener Löwe, dessen Mähne und Fellfarbe Vadi stark an Feuer erinnerten. Und wenn er genauer hinschaute, konnte er sogar eine Art... Flammensymbol auf der Stirn des Löwen sehen?

Die anderen beiden Gestalten waren noch Jungtiere. So, wie es aussah ein Männchen und ein Weibchen, die fröhlisch lachend auf dem Boden rumtollten. Das Weibchen hatte strahlend gelbes Fell und einen flauschigen Pony, während die Fellfarbe des Männchens eher ins braune verfiel. Waren sie das etwa? Seine Kinder?

"Das sind sie. Deine Kinder", sagte Rafiki schließlich, als würde er direkt auf seinen Gedanken antworten. "Deine Tochter Jua... und dein Sohn Katsuro."

Vadi wusste gar nicht, wie er reagieren sollte. Er stand nur wie angewurzelt da und schaute auf die spielenden Jungtiere. "Ich... Das... Das sind wirklich..."

"Nun geh schon hin", sagte Rafiki mit einem Lächeln und stupste Vadi mit seinem Bakora an, wodurch dieser erst etwas unsicher zu Rafiki schaute, sich dann aber endlich in Bewegung setzte und langsam auf die drei Löwen zuging.

Natürlich blieb er nicht lange unbemerkt und sofort stellte sich der erwachsene Löwe ihm in den Weg. "Hey, keinen Schritt weiter!", warnte er Vadi sofort in ernstem Ton. "Wer bist du und was willst du hier?"

Vadi starrte ihn nur etwas ungläubig an. "Ich... ich..."

Bevor er weiter antworten konnte, tauchten plötzlich die zwei Kleinen neben den Pfoten des Großen auf und starrten Vadi neugierig an.

"Wer ist das, Flame?", fragte das Weibchen, Jua, den ausgewachsenen Löwen, der wohl den Namen Flame trug, in neugierigen Ton.

"Will er uns angreifen?", fragte schließlich das Männchen, Katsuro, ebenso Neugierde in der Stimme wie seine Schwester.

Und als Vadi den beiden so in ihre roten Augen schaute, sah er etwas. Nicht nur erkannte er Kiara in ihren Augen wieder. Er fühlte auch etwas. Etwas, dass er kaum beschreiben konnte. Als würde er auch sich selbst in den beiden Jungtieren wiedersehen. Als wären sie... eins.

"Sprich!", verlangte Flame nun etwas drängender.

Und nun vollkommen gefasst, selbstsicher und überzeugt schaute er wieder zu dem großen Löwen auf, schaute ihm genau in die Augen und antwortete:

"Dies sind meine Kinder. Ich bin der Vater."

Ja, ich habe mal wieder seit Langem an den Chroniken weitergeschrieben. Yay xD Und ich muss sagen, ich selbst bin mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Nicht nur haben wir ein kleines Vadi, Tiifu und Zuri Abenteuer, wo Vadi zeigt, dass er auch gute Führungsqualitäten hat (etwas, was in Zukunft noch wichtig wird) und sich auch gerne mal selbst dem Schmerz aussetzt, um seine Freunde zu retten, sondern haben wir auch endlich die große Enthüllung für Vadi. Der Boi ist Daddy. Yay x3 Ja, und mit einem kleinen Cliffhanger beenden wir dann auch dieses Kapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen und dass ihr mir wieder ordentlich dalasst. Darüber freue ich mich immer am meisten x3

Und sonst wünsche ich euch noch einen schönen Resttag :3

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