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Verlust

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Vadi/Ukali 12/03/20
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ACHTUNG ACHTUNG! Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Story einen Tod und ziemlich traurige Inhalte enthält. Wer damit nicht umgehen kann, der ließt dann ab hier bitte nicht weiter. Dankeschön UwU

Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass dies eine ältere Story von mir ist, die ich zuvor nur auf einem privaten Amino gepostet hatte (letztes Jahr oder so I think?). Da ich aber doch recht stolz auf diese Fic bin, werde ich sie auch hier nun öffentlich machen. Desweiteren war dies eine Request von unserem Drazzin. Die Fic ist keinesfalls canon zu meinen Chroniken, sondern stellt eher eine Art alternatives Universum dar. Und jetzt... viel Spaß :3

Es war ein Morgen wie jeder anderer. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und noch war es recht kühl in der afrikanischen Savanne. Die Hyäne Drazzin war mal wieder einer der ersten im Rudel, die an diesem Morgen aufwachten. Um genau zu sein sogar der Zweite. Langsam öffnete er verschlafen die Augen und schon zeichnete sich ein verliebtes Lächeln auf seinem Gesicht ab. Denn das erste, was er an diesem Morgen erblickte war das friedlich schlafende Gesicht seiner Partnerin Kuwa, die sich diese Nacht dicht an ihn gekuschelt hatte. Das wunderschön weiße Fell der jungen Löwin war mal wieder so flauschig wie immer und mit jedem Atemzug gab sie ein leises Schnurren von sich. Die beiden waren nun 2 Jahre zusammen. Genauso lange war es inzwischen auch her, als sie dem Rudel beigetreten sind. Die Zeit verging viel zu schnell, wie er empfand.

Er ließ den Blick langsam durch die Höhle schweifen. Die anderen Mitglieder schienen noch alle zu schlafen. Bis auf einen, wie ihm plötzlich auffiel, als der Schlafplatz seines Rudelführers sowie besten Freundes Vadi in sein Blickfeld kam. Vadis Kinder Jua und Kats, die in diesen 2 Jahren nun auch schon etwas gewachsen waren, sowie Vadis Partnerin Tiifu lagen genau dort, wo sie auch liegen sollten. Doch von Vadi selbst fehlte jede Spur. Was allerdings nicht allzu überraschend war. Denn sein Rudelführer war immer der erste, der schon auf den Pfoten war und sich für gut eine Stunde nach draußen auf den nahe gelegenen Hügel setzte, um die Umgebung nach möglichen Feinden abzusuchen. So auch heute, wie Drazzin feststellte, als sein Blick Richtung Höhlenausgang und damit nach draußen wanderte.

So aufmerksam und verantwortungsvoll wie immer.

Dachte sich die Hyäne und erhob sich langsam von seinem Platz neben Kuwa. Doch gerade als er zu seinem Freund rüber gehen wollte, hielt ihn plötzlich die Stimme seiner Partnerin zurück.

"So früh schon wach?", fragte die weiße Löwin mit noch immer geschlossenen Augen.

Überrascht schaute er Kuwa ins Gesicht. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken".

Nun öffnete sie langsam die Augen und ein leichtes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. "Schon in Ordnung. Als könnte ich dir jemals böse sein". Sie gähnte und streckte sich einmal, bevor auch sie sich neben ihm erhob und Richtung Ausgang blickte. "Ein wunderschöner Morgen. Könnte ein guter Tag werden, was meinst du?"

Drazzin schaute sie nur mit verträumten Blick an. "Jeder Tag in diesem Rudel ist ein guter Tag. Besonders mit dir an meiner Seite. Und jeden einzelnen davon werde ich genießen, solange ich lebe".

"Hmm, kann ich tatsächlich nur so wiedergeben", schmunzelte sie und gab ihm einen kurzen Kuss. "Vadi mal wieder im Wachdienst?"

"Du kennst ihn doch. So wie jeden Morgen. Man sollte meinen, nach unserem Sieg über Sun wäre er etwas entspannter. Aber unsere Sicherheit hat wohl bei ihm immer noch oberste Priorität. Ganz besonders die von Tiifu, Jua und Kats".

Sie musste lächeln, als sie an all die Sachen zurückdachte, die sie in diesem Rudel schon erlebt hatte. 2 Jahre ist es schon her, wo Vadi sie mit seinem Cousin, Prinz Kovu, verletzt und ihrer Eltern beraubt in einer kleinen Höhle gefunden hatte. Ohne zu Zögern bot er ihr Hilfe an und als er sie dann zum ersten Mal zu dieser Höhle, in der sie gerade lag, brachte, da lernte sie die Liebe ihres Lebens kennen. Die Hyäne, mit der sie noch viele, viele Jahre zusammen verbringen und eine Familie gründen wollte.

"Unglaublich. Die Zeit vergeht viel zu schnell. Ich weiß noch, wo ich gerade erst frisch dem Rudel beigetreten bin. Jua und Katsuro waren noch so klein. Und inzwischen sprießt Kats schon ein schwarzer Mähnenansatz auf dem Kopf", sagte sie, während sie zu den beiden Jungtieren hinüberschaute, die neben ihrer Stiefmutter schliefen.

"Ja. Wenn man so darüber nachdenkt, geht das Leben viel zu schnell vorbei. Lass uns einfach jeden gemeinsamen Moment davon genießen". Er schmiegte sich kurz liebevoll an sie. "Na komm, lass uns mal bei Vadi vorbeischauen. Vielleicht gibt es ja ein paar interessante Neuigkeiten".

Gesagt, getan. Zusammen trotteten sie aus der Höhle zu dem Hügel rüber, wo ihr Rudelführer saß. Dieser drehte schon den Kopf zu ihnen rum, als sie sich ihm näherten.

"Ist das Traumpaar also auch schon erwacht?", begrüßte er sie mit einem Grinsen auf dem Gesicht. "Gut geschlafen?"

"Kann mich nicht beschweren", meinte Kuwa, ebenfalls lächelnd. "Naja, abgesehen von den paar Malen, wo ich durch das laute Geschnarche von Draz wach wurde".

"Hey, das ist gelogen! Ich schnarche überhaupt nicht", verteidigte sich die Hyäne.

Vadi schüttelte daraufhin nur lachend den Kopf. Jedes Mal, wenn er die beiden zusammen sah wurde er einfach nur von purer Fröhlichkeit erfüllt. Das Paar ist ihm in den letzten 2 Jahren wirklich ans Herz gewachsen. Drazzin, der schon lange wie ein kleiner Bruder für ihn war; der ihm dabei geholfen hatte, seinen allgemeinen Hass gegen Hyänen loszuwerden; mit dem er schon so viele Abenteuer erlebt hatte; der zu seinen besten Freunden zählte, und das für immer und ewig. Und natürlich die allseits freundliche Kuwa mit ihrem wunderschönen und flauschigen Fell, die seinem kleinen Bruder die Liebe gezeigt hatte und immer für ihn da war, sollte die Hyäne mal Hilfe brauchen. Irgendwann würden die beiden wunderbare Eltern abgeben, das wusste er.

"Sag mal, Vadi, gibt's irgendwas spannendes zu berichten?", fragte Kuwa schließlich den älteren Löwen. Auch er hat sich in der ganzen Zeit verändert. So ist seine dunkelbraune Mähne beispielsweise um einiges gewachsen und kam nun immer mehr der eines ausgewachsenen Löwen nahe.

"Oh, das gibt es in der Tat", antwortete er mit einem breiten Grinsen und zeigte mit der Pfote nach Osten. "Vorhin ist eine Herde Wasserbüffel hier vorbeigezogen und in diese Richtung verschwunden. Wenn ihr mich fragt, das perfekte Frühstück".

Drazzin schaute seinen Freund nur unsicher an. "Wasserbüffel? Ich weiß nicht, Vadi. Die Viecher können ganz schön gefährlich werden. Und sie wissen sich durchaus zu verteidigen".

"Mag sein, aber du vergisst, dass du hier gerade mit dem Jagdmeister Nummer 1 redest. Na komm schon, Draz. Das wird sicher super".

"Ihr seid schon mit jemandem wie Sun fertig geworden. Da machen euch ein paar Wasserbüffel bestimmt nicht klein", pflichtete Kuwa Vadi mit einem Grinsen bei.

"Und außerdem... habe ich jemals zugelassen, dass dir etwas ernsthaftes iert?", fragte Vadi die Hyäne, welche daraufhin nur geschlagen den Kopf hängen ließ.

"Bin ich wirklich der Einzige mit etwas Verstand hier?"

"Wäre das was neues?"

"Punkt für dich. Na gut, ich komme mit. Aber diese ganze Idee gefällt mir ganz und gar nicht".

Vadi grinste ihn daraufhin nur siegreich an. "Du wirst mir noch danken, wenn du erstmal in den wunderbaren Geschmack von Büffelfleisch kommst. Kuwa, du kannst die anderen ja schonmal auf ein wunderbares Frühstück vorbereiten".

"Zu Befehl, Sir Vadi", scherzte sie, während sie spaßhaft vor ihm salutierte. Dann wandte sie sich nochmal ihrem Partner zu. "Wird schon schief gehen. Ich warte dann derweil vorfreudig auf deine Rückkehr. Ich liebe dich, Drazzin. Von ganzem Herzen".

"Ich liebe dich auch, Kuwa", gab er zurück und küsste sie noch einmal innig direkt aufs Maul, was die weiße Löwin nur erwiderte. Der Moment dauerte etwas an, bevor sie sich schließlich voneinander lösten, sie sich noch einmal gegenseitig anlächelten und er dann Vadi folgte, welcher sich bereits in Bewegung gesetzt hatte.

"Ihr zwei t perfekt zueinander, hab ich dir das schonmal gesagt?", fragte Vadi ihn, nachdem er zu ihm aufgeholt hatte.

"Schon des Öfteren. Trotzdem danke. Tut jedes Mal gut, dass zu hören. Sie ist... wirklich was besonderes".

"Habt ihr schonmal über Junge nachgedacht?"

Bei dieser Frage schaute er etwas verlegen zu Boden. "Ein- oder zweimal vielleicht", gab er zu. Tatsächlich hatten er und Kuwa vor noch gar nicht allzu langer Zeit ihren ersten Paarungsprozess gehabt.

Vadi lächelte ihn daraufhin nur an. "Du wärst ein guter Vater, Kumpel. Ganz sicher".

"Du meinst so wie du?"

"Hah... Schleimer".

"Du hast angefangen".

Die beiden fingen an zu lachen, während sie so nebeneinander daherschritten. Nicht mehr lange, und sie würden ihre Beute erreichen. Und es würde ihnen ein wunderbares Frühstück im Haus stehen.

Es dauerte auch nur ein paar Minuten, bis sie die gesuchte Herde Wasserbüffel aufgespürt hatten. Vorfreudig und aufgeregt spähte Vadi durch das hohe Gras, während er geduckt neben Draz hockte. Was nicht gerade angenehm war. Der ganze Boden war sehr matschig und aufgeweicht. Die Nacht musste es stark geregnet haben und dass bekam man hier auch noch zu spüren.

"Alles klar, Draz. Dann wollen wir mal. Schon ein gutes Ziel entdeckt?", fragte er, als er sich langsam nach vorne schlich.

"Hmm, wollen mal sehen... Wie wär's denn mit dem da drüben? Der sieht schon etwas älter und schwächer aus", antwortete die Hyäne, während er vorsichtig auf einen der größeren Wasserbüffel direkt vor ihnen zeigte.

"Sollte funktionieren. Den holen wir uns", beschloss Vadi schließlich und schleichte sich weiter vorran. In dem matschigen Boden war es ziemlich schwer zu gehen. Ständig rutschte eine Pfote weg oder sank in dem tiefen Schlamm ein, sodass man kurz feststeckte und sich erst wieder rausreißen musste. Das war bei der Jagd natürlich nur semioptimal. Doch es dauerte nicht lange, bis sie auf eine gute Entfernung zum Büffel herankamen und eine gute Angriffsposition gefunden hatten.

"Ok, ich werde vorgehen und zuerst angreifen. Wenn ich an ihm dran hänge, kommst du hinzu und gemeinsam erlegen wir das Biest dann", flüsterte der Rudelführer leise.

"Hört sich nach einem Plan an".

Mit einem letzten Nicken, um Drazzin zu zeigen, er solle sich bereit halten, schlich er sich noch ein paar weitere Schritte nach vorne, bevor er schließlich noch mehr in die Hocke ging, Anlauf zum Sprung nahm und mit einem Satz auf den Büffel zusprang. Es wäre ein guter Treffer gewesen, der wahrlich gesessen hätte. Wäre da nicht ein kleines Problem gewesen. Denn in dem Moment, wo Vadi sich mit seinen Hinterpfoten zum Sprung abgefedert hatte, rutschte er in dem matschigen Schlamm weg, wodurch sich seine Flugbahn leicht, aber mehr als genug veränderte und er den Büffel knapp verfehlte. Er kam lediglich auf dem matschigen Boden auf und konnte nur noch sehen, wie der ältere Büffel panisch die Flucht ergriff.

"Verdammt! Dieser blöde Schlamm!", beschwerte er sich und erhob sich langsam wieder, wobei seine Pfoten leicht in dem Boden einsunken.

Drazzin konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen, als er sah, wie sein bester Freund sich über dieses kleine Missgeschick ärgerte, doch verschwand dieses Grinsen schnell wieder, als er ein Geräusch hinter sich hörte. Hufschritte, die unangenehm näher zu kommen schienen. Und als er den Kopf schließlich in Richtung der besagten Quelle drehte, stockte ihm der Atem.

Ein ziemlich groß und kräftig gebauter Büffel hatte wohl den kleinen Angriffsversuch auf seinen Artgenossen mitbekommen und wollte nun einen Gegenangriff starten. Und dabei kam er genau auf Vadi zugelaufen. Und er kam dabei schnell näher. Viel zu schnell.

"Vadi! auf!", rief Drazzin ihm zu, doch auch Vadi hatte den Büffel natürlich schon längst bemerkt. Als er jedoch versuchen wollte, aus seiner Bahn zu springen, musste der Löwe feststellen, dass er ein weiteres Mal im Schlamm feststeckte. Panisch versuchte er sich mit allen Mitteln zu befreien, was ihm auch langsam gelang. Allerdings viel zu langsam. Er würde es nicht rechtzeitig schaffen, bis der Büffel ihn erreicht hatte.

Vor Drazzins geistigem Auge spiegelte sich bereits schon das schlimmste Szenario ab. In diesem Moment war nicht nur Vadi, sein Rudelführer in Lebensgefahr. Nein, auch sein bester Freund. Sein großer Bruder. Also tat er, was für ihn in diesem Moment das einzigst Richtige war. Er sprintete vor, auf Vadi zu. Und schleuderte sich mit voller Kraft gegen ihn, um ihn aus dem Schlamm zu befreien und aus der Bahn zu werfen. Was in der Tat auch funktionierte. Doch in dem Moment, wo Vadi zur Seite geschleudert wurde, war das letzte, was er im Flug noch sah, wie Drazzin an seiner Stelle von den spitzen Hörnern des Büffels genau durch den Bauch aufgespießt wurde.

Nein...

Drazzin, sein Rudelmitglied.

Nein.

Drazzin, einer seiner besten Freunde.

Nein!

Drazzin, sein kleiner Bruder.

"NEIN!", brüllte er schließlich vor Schmerz und Zorn und sobald er auf dem Boden aufkam, richtete er sich ohne zu Zögern wieder auf. In seinen Augen brannte die Wut, gleichzeitig liefen ihm aber auch Tränen der Trauer aus eben diesen.

Der Büffel selbst hatte inzwischen wieder sein Horn aus Drazzins Bauch gezogen und richtete sich nun Vadi zu, bereit für den nächsten Angriff. Und Drazzin... er lag einfach nur regungslos auf dem Boden, während Blut aus seiner klaffenden Wunde floss.

Bevor der Büffel jedoch überhaupt erst die Chance hatte, auf den Löwen zuzustürmen, sprang Vadi mit ganzer Kraft auf ihn und zerkratzte ihm mit einem Schlag nach dem anderen brutal das Gesicht. Alles, wovon er in diesem Moment geleitet wurde, war Trauer, Zorn... Hass. Und das ließ er an dem Büffel aus. Das Tier hatte keine Chance.

Nach nur wenigen Sekunden brach der Büffel unter den harten Schlägen und zu großen Schmerzen zusammen und mit einem letzten finalen und kräftigen Biss versengte er seine Zähne tief in den Hals des größeren Tieres. Der Büffel war tot. Trotzdem schlug Vadi ein paar weitere Sekunden noch auf ihn ein, um seinen ganzen geballten Hass auszulassen.

Nachdem er wieder etwas zur Fassung kam, ließ er endlich von dem toten Tier ab und eilte sofort zu der am Boden liegenden und schwer verwundeten Hyäne. An die Seite seines Bruders."Drazzin! Draz! Keine Angst, wir kriegen das schon wieder hin", sagte er panisch und beugte sich runter zu ihm. Der Blick der Hyäne war schmerzverzerrt und er atmete sehr schwer. Und seine Wunde sah ganz und gar nicht gut aus. Das Biest hatte ihn einmal komplett durchbohrt. Diese Wunde war nicht mehr zu heilen, und das wussten sie beide.

"Va...di...", brachte das verletzte Tier nur hervor und versuchte, seinen Kopf zu heben, doch war selbst dies zu viel Anstrengung und er scheiterte kläglich.

"Komm schon, Draz. Halt durch! Lass mich jetzt bloß nich im Stich!", flehte Vadi unter Tränen, während er vorsichtig seine Pfote auf Drazzins Wunde presste, in der Hoffnung, die Blutung zu stoppen, was natürlich vollkommen nutzlos war. Schließlich floss das Blut aus beiden Seiten seines Körpers.

"...Vadi...", brachte Drazzin ein weiteres Mal hervor und legte nur schwach eine seiner Pfoten auf die von Vadi.

"Ich bin hier. Ich bin doch hier", versuchte er ihn zu beruhigen und kuschelte nur seinen Kopf an den seines Hyänenbruders, während die Tränen weiterhin in Strömen aus seinen Augen flossen.

Ein schwaches und trauriges Lächeln malte sich nun auf Drazzins Gesicht ab. "Du warst der... der beste große Bruder, den... den man sich wünschen kann. Du h...h...hast mir soviel gegeben, wofür... es sich zu leben lohnte. Ich... ich d...danke dir für alles. Bitte... sag Kuwa, dass... dass ich sie... sie... lie...". Die letzten Worte brachte er nicht mehr herraus, doch wusste Vadi genau, was er sagen wollte. Sein Lächeln verschwand langsam wieder und zurück blieb ein schmerzerfüllter Ausdruck mit leeren Augen, aus denen noch eine letzte Träne floss. Und auch sein Herz hatte inzwischen aufgehört zu schlagen, wie Vadi feststellte. Drazzin war tot.

Vadi schaute ihn nur mit purem Schock im Gesicht an. "Draz. Komm schon, Kumpel. Tu mir das nicht an. Lass mich nicht alleine. Bitte!", brüllte er nur voller Schmerz. "Bitte, kleiner Bruder. Komm zu mir zurück..."

Ein weiteres Mal vergrub er sein Gesicht in das Fell seines nun toten Freundes. Einige Minuten blieb er noch so liegen, wobei er hin und wieder ein leises Nein oder Bitte wimmerte, immer noch in der Hoffnung, er würde einfach so von den Toten zurückkehren. Doch würde das nicht ieren. Und das wusste Vadi auch. Und was er auch wusste, war... dass all dies allein seine Schuld gewesen war. Er war derjenige gewesen, der trotz Drazzins Warnungen diese Büffel jagen wollte. Er war derjenige gewesen, der den rutschigen Schlamm nicht bedacht und in seine Strategie mit einberechnet hatte. Er war derjenige gewesen, der im Schlamm festgesteckt hatte und wegen dem sich Drazzin hatte opfern müssen.

Wegen ihm war ein Rudelmitglied gestorben.

Wegen ihm war einer seiner besten Freunde gestorben.

Wegen ihm war sein kleiner Bruder gestorben.

Und er wusste, dass diese Erkenntnis ihn bis zu seinem eigenen Tod in jeder Nacht verfolgen würde.

Langsam hob er seine Pfote an das tote Gesicht der Hyäne und vorsichtig schloss er dessen Augenlider. Und lange starrte er ihn so noch an. Drazzin, mit dem er schon so viele Abenteuer erlebt hatte. Drazzin, mit dem er noch so viel Zeit verbringen wollte. Drazzin, den er hätte als Vater sehen wollen. Langsam hob Vadi sein Maul an Drazzins Kopf und schleckte ihm noch einmal brüderlich und langsam über die Stirn.

Ruhe in Frieden... kleiner Bruder.

"Tante Kuwa? Weißt du, wann Papa und Onkel Drazzin endlich zurückkommen?", fragte die neugierige Jua die weiße Löwin.

"Tut mir leid, Kleines. Leider nicht. Aber es wird sicherlich nicht mehr lange dauern. Die beiden sind nun schon eine ganze Weile weg", erwiderte Kuwa. Sie saß in ihrer Schlafhöhle, während Jua und ihr Bruder Katsuro sich derweil irgendwie zu beschäftigen versuchten, bis Vadi und Drazzin von der Jagd wiederkommen und es endlich Frühstück geben würde.

"Hoffentlich hast du recht. Mein Magen bringt mich noch um. Ich hab solchen Hunger", quengelte Kats, während er sich auf den Boden fallen ließ.

"Du hast immer Hunger, Bruder", meinte Jua nur mit genervten Tonfall.

"Und du hast immer Fragen", konterte ihr Bruder.

"Und du hast...".

"Kommt schon, ihr beiden. Nicht zanken. Euer Vater und Onkel werden jeden Moment hier sein. Wartet's nur ab", mischte sich Tiifu plötzlich ein, die von der anderen Höhlenseite aus auf sie zugetrottet kam.

Die beiden Geschwister ließen daraufhin nur genervt den Kopf hängen. "Ok, tut uns leid", sagten sie in perfekter Synchronität.

Tiifu lächelte die beiden nur liebevoll an, als sie plötzlich eine Gestalt in der Ferne erblickte, die sich der Höhle langsam näherte. "Wenn man vom Teufel spricht. Ich glaube, da hinten kommen sie".

Sofort schauten die beiden Jungtiere Richtung besagter Gestalt und machten große Augen.

"Ja, das ist hundertprozentig Papa!", rief Katsuro voller Freude und rannte auch schon aus der Höhle raus auf ihn los.

"Hey, warte auf mich!". Jua machte es ihm sofort nach und versuchte, mit ihrem Bruder Schritt zu halten. Doch schon bald verlangsamten beide ihre Schritte, als ihnen etwas merkwürdiges auffiel, je näher sie kamen. Der Gesichtsausdruck ihres Vaters sah vollkommen fertig aus, Tränen flossen ihm aus den Augen und irgendetwas trug er auf dem Rücken. Zuerst dachten sie an erlegte Beute, doch erinnerte die Gestalt umso näher sie kamen immer mehr an eine Hyäne. Dann fiel ihnen auch auf, dass nirgendswo eine Spur von Drazzin war. Und schon bald bekamen sie auch die Antwort darauf, warum dies so war. Denn die regungslose Gestalt auf Vadis Rücken WAR Drazzin.

Sofort stieg Verwirrung und Sorge in den Gesichtern der jungen Löwen auf und als sie ihren Vater endlich erreicht hatten, konnten sie nicht anders als zu fragen.

"Onkel Drazzin? Was ist denn los?". Das war Katsuro. In seiner Stimme spiegelte sich Panik und Angst wieder. Natürlich kam keine Antwort aus dem Maul der Hyäne.

"Papa? Was ist denn mit Onkel Drazzin? Warum weinst du?". Und das war Jua. Ihre Stimme war leicht gebrochen und auch sie selbst war schon den Tränen nahe. Sie wussten, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.

Vadi drehte nur den Kopf in ihre Richtung. Seine Augen waren schon ganz rot und brannten von den ganzen Tränen. Aber auch aus seinem Maul kam keine Antwort.

Da kamen dann schließlich auch Kuwa und Tiifu auf sie zugelaufen.

"Drazzin! Liebling!", rief Kuwa sofort. Die Panik und Sorge war ihr ins Gesicht geschrieben.

"Vadi, was ist denn iert?", fragte Tiifu, als sie vor ihm zum Halt kam.

Ein weiteres Mal antwortete er nicht. Er ließ Drazzins leblosen Körper lediglich langsam von seinem Rücken ab, so dass alle ihn genau sehen konnten. Und damit auch die große Wunde in seiner Körpermitte. Kuwa verstand sofort.

"Nein! Nein, nicht mein Liebling! Nicht mein Drazzin!", weinte sie sofort los und eilte an die Seite der Leiche ihres Partners, wo sie sofort über ihn zusammenbrach und ihr Gesicht in sein Fell vergrub, während die Tränen in Strömen aus ihren Augen flossen. "Bitte tu mir das nicht an. Bitte nicht. Du bist doch mein ein und alles".

Es fühlte sich so an, als wäre soeben ihr ganzes Herz mit einem Mal zersprungen. Als hätte ihr Leben gar keinen Sinn mehr. Sie hatte denjenigen verloren, der ihr am aller Wichtigsten im Leben war. Ihre große Liebe. Die Hyäne, mit der sie noch so viel vorgehabt hatte. Mit der sie eine Familie gründen wollte. Und jetzt... war er einfach fort. Alles, was noch da war, war sein toter Körper. Mehr nicht. Sie hatte noch nichtmal die Chance gehabt, sich richtig von ihm zu verabschieden. Alles, was sie tun konnte, war, über seiner Leiche zu hocken und in sein Fell zu weinen. Über den Körper, den sie so geliebt hatte.

Tiifu drückte währenddessen Vadi in eine tiefe, tröstende Umarmung. Auch ihr liefen die Tränen und sie konnte nicht anders, als zu Kuwa und Drazzins Leiche herunterzublicken. All der Schmerz und das Leid, den Kuwa gerade fühlen musste...

Vadi drückte nur sein Gesicht feste in das Fell seiner Partnerin, während er immer wieder "Das war alles meine Schuld" vor sich hin murmelte. Jua und Katsuro hatten sich derweil etwas weiter entfernt auf dem Boden zusammengekauert und kuschelten sich nur dicht aneinander, während sie immer wieder zu der toten Hyäne hinüberblickten, die einst wie ein liebevoller Onkel für sie war. Mit dem sie so viel gespielt und Spaß gehabt hatten. Und während sie das ganze Geschehen aus der Ferne beobachteten, flossen ihnen vereinzelte Tränen aus den jungen Augen.

Plötzlich kamen auch Flame, Waterdrop und Adia aus der Höhle geeilt, um zu sehen, was iert war.

"Was ist iert?", fragte Flame, als sie die Gruppe erreichten.

Tiifu war es, die ihm antwortete. "Drazzin, er... er ist..."

Sie brauchte den Satz nicht zu beenden. Schnell war ihnen klar, was iert war. Sofort eilte Waterdrop an Kuwas Seite und begutachtete mehrere Sekunden lang die Leiche, bevor sie schließlich traurig den Kopf schüttelte. "Selbst ich kann ihm mit meinen Heilfähigkeiten nicht mehr helfen. Es... es tut mir leid".

Sofort drückte sie sich tröstend an die am Boden zerstörte Kuwa, während Adia ihr beipflichtend eine Pfote auf die Schulter legte und Flame sich derweil um Jua und Katsuro kümmerte.

Dies war ein grausamer Tag für das Narben-Rudel gewesen. Denn an diesem Tag hatten sie ein wirklich geliebtes Mitglied verloren...

Am nächsten Tag fand dann auch schon die Beerdigung statt. Vadi hatte die Nacht kein Auge zubekommen. Zu oft kamen ihm die Erinnerungen von Drazzins Tod wieder hoch und jedes Mal aufs Neue erlebte er diesen Moment vor seinem geistigen Auge erneut nach.

Kuwa hatte sich hingegen in ihren Schlaf geweint. Sie hatte sich die ganze Nacht über nicht von der Leiche ihres Partners wegbewegt. Hatte neben ihm geschlafen, so, wie sie es noch immer zu seinen Lebzeiten getan hatte. Als hätte sich nichts verändert. Doch war dies natürlich nicht so.

Drazzin hatte zu seinen Lebzeiten noch den Wunsch geäußert, in seiner alten Heimat beerdigt zu werden. In der Schlafhöhle auf seinem alten Schlafplatz, wo er noch als Junges und junger Teen zusammen mit seinen Eltern gelebt hatte, bevor diese verstarben und er selbst von dort fliehen musste.

In dieser Höhle wurde ich geboren und aufgezogen. Und möchte ich auch hier nach meinem Ende wieder zurückkehren. Hier starben meine Eltern und auch ich will hier mit ihnen ruhen können. Genau hier auf meinem alten Schlafplatz.

Das hatte er damals vor 2 Jahren zu Vadi und Kuwa gesagt, als er ihnen seine alte Heimat gezeigt hatte. Und sie hatten es ihm versprochen, dass dies auch ieren würde, sollte es jemals dazu kommen. Und genau dazu war es jetzt gekommen, was sich Vadi niemals erträumt hätte. Immer hatte er fest damit gerechnet, dass er derjenige sein würde, der vor seinem Freund abdanken würde. Ein Irrtum, wie sich herausstellte.

Natürlich hielten sie sich an ihr Versprechen und so lag der reglose Körper Drazzins nun genau an der Stelle, wo er es sich gewünscht hatte. Mit in der Höhle waren natürlich Kuwa und Vadi, die nun mit traurigen Gesichtern vor der Leiche standen. Tiifu, Jua und Katsuro waren ebenfalls bei ihnen, um als moralische Stütze für die beiden in diesem Moment zu dienen. Und genau das taten sie auch, indem sie sich leicht an die Körper der beiden kuschelten, während sie mit den Gedanken selbst natürlich auch bei Drazzin waren.

Aber das waren natürlich nicht alle Trauergäste. Draußen vor dem Höhleneingang hatte sich ein kleiner Halbkreis aus zwei Reihen gebildet. In der ersten Reihe hatte sich das ganze Narbenrudel versammelt. Drazzins Familie. Flame, Waterdrop, Adia, Zuri, Rafu, Zola, Kuro, Blaze, Uko... Sie alle waren da. Um ihren geliebten Familienmitglied ein letztes Mal Lebewohl zu sagen.

In der zweiten Reihe hatten sich Freunde des Rudels und natürlich von Drazzin selbst eingefunden. Sogar die Königsfamilie selbst war zu diesem Anlass gekommen. Uko hatte ihnen gestern nachmittag allen die schlimme Botschaft verkündet. Jeder von ihnen hatte sich dazu bereit erklärt, zu diesem Anlass zu erscheinen. Neben Simba, Nala, Kiara und Kovu waren dort auch Vitani samt ihrer Löwengarde sowie Vadis Tante Zira und Onkel Diliko. Sogar ihre ehemaligen Feinde, welche inzwischen zu guten Freunden des Rudels geworden sind, waren dort. So standen auch die Hyänen Choka, Ukali, Chumvi und Kula in der zweiten Reihe.

Jeder einzelne von ihnen schaute mit traurig schüttelnden Köpfen zu Boden, in die Höhle zu dem Leichnam hinein oder in den Himmel, um ihm nochmal letzte Abschiedsgrüße zu senden. In jedem einzelnen ihrer Gesichter konnte man Trauer erkennen, bei manchen liefen vereinzelte Tränen aus den Augen und hier und da war ein Schluchzen zu hören. Sie alle waren hier, um Drazzin ihren letzten Respekt zu zollen.

Neben den Versammelten waren 2 kleine Grasflächen. An dieser Stelle lagen einst die Überreste von Drazzins Eltern, welche inzwischen zu eben diesem Gras geworden waren. Doch in gewisser Hinsicht waren auch sie bei der Beerdigung ihres Sohnes anwesend.

In der Höhle selbst herrschte natürlich die größte Trauer. Mehrere Minuten lang starrten Kuwa, Vadi, Tiifu, Jua und Katsuro nur auf die Leiche ihres Freundes hinab, bevor Kuwa schließlich als erstes mit einer Blume im Maul zu ihm nach vorne ging. Sie wollte etwas sagen, doch bekam sie kein Wort hinaus. Stattdessen fing sie an stark zu zittern und zu schluchzen, während ihr erneut die Tränen aus den Augen liefen und sie einfach nur über der Leiche zusammenbrach und ihr Gesicht in sein Fell vergrub. Ihre Gedanken schweiften ab zu dem Moment, wo sie ihn kennengelernt hatte. Wo sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Wo sie das erste Mal seine Stimme gehört hatte. Ihre erste gemeinsame Jagd. Ihre erste gemeinsame Nacht zusammen. Ihr erster Kuss. All die Sachen, die sie bis zum gestrugen Tage zusammen erlebt hatten. Gute als auch schlechte. Doch was auch geschah, sie waren immer füreinander da gewesen. Hatten sich gegenseitig aufgemuntert. Und jetzt sollte all das vorbei sein? In ihren Gedanken verabschiedete sie sich noch einmal von der Hyäne, die sie über alles liebte, schaffte es wieder, sich zu erheben und legte die Blume in ihrem Maul, welche aus einem grünen Stängel und 4 leuchtend weißen Blüten bestand, direkt neben seinem Gesicht ab. Es war nicht nur irgendeine Blume. Es war die lieblings Blume von Drazzins Mutter gewesen. Auch diese hatte Drazzin Kuwa und Vadi gezeigt, als sie im Schattenland unterwegs gewesen waren. Sie beide fanden, es wäre eine gute Idee, diese Art von Blume ihm mit zur Verabschiedung zu geben. Danach schaute sie ihm nochmal mit tränenden Augen ins Gesicht und küsste ihn noch einmal vorsichtig aber liebevoll auf die Stirn.

"Ich werde dich nie vergessen, mein geliebter Drazzin. Immer wirst du in meinem Herzen sein und ich mit meinen Gedanken bei dir. Ich danke dir für alles. Für die schöne Zeit, die du mir geschenkt hattest. Für jedes einzelen Mal, wo du für mich da warst, als ich dich brauchte. Du warst ein wunderbarer Partner. Der beste, den es gab. Mögest du in Frieden ruhen. Denn das hast du mehr als nur verdient", flüsterte die weiße Löwin mit zittriger Stimme, bevor sie sich langsam und etwas widerwillig von ihm zurückzog und einen weiteren Weinanfall bekam und auf dem Boden zusammenbrach.

Jua und Katsuro eilten sofort an ihre Seite und kuschelten sich tröstend an sie, während Vadi nun als nächstes nach vorne trat. Auch er hatte eine dieser Blumen im Maul, die er nun neben Kuwas ablegte. Dann starrte er Drazzin einen Moment nur ins Gesicht. Er hatte in diesem Moment tatsächlich aufgehört zu weinen. Als er sprach, war seine Stimme schwach und leise, gebrochen.

"Ich konnte dich nicht beschützen. Ich war nicht stark genug", fing er mit gesenktem Blick an. "Der einzige Grund, warum du sterben musstest, bin ich. Du warst mein kleiner Bruder, ich habe dich geliebt. Und dennoch ließ ich dich sterben". Und da fingen die Tränen langsam wieder an zu fließen und er schüttelte nur den Kopf. "Du hast das alles nicht verdient. Nicht im Geringsten. Ich hätte an deiner Stelle sterben sollen. Nicht du". Nun legte er vorsichtig eine Pfote auf die Leiche seines Freundes. "Es ist erst einen Tag her und trotzdem vermisse ich dich so sehr. Immer wieder muss ich daran zurückdenken, wo du mir mit meinen Problemen geholfen hast. Wo wir zusammen von diesem Nashorn gejagt wurden und auf diesem Baum festsaßen. Wo du mir die Augen geöffnet hast. Und jeder andere Moment, wo du mir zur Seite standest. Wie konnte ich deinen Tod nur zulassen?"

Auch er schien kurz vor dem Zusammenbruch zu sein, doch da kam Tiifu schnell an seine Seite geeilt, um ihn aufrecht zu halten. Ein letztes Mal schaute Vadi Drazzin noch an. Das letzte Mal, dass er ihn überhaupt noch mal in dieser Form sehen würde. "Ruhe in Frieden, kleiner Bruder. Und auch wenn ich es verdient hätte... hoffe ich, dass du mich nicht hasst, wo auch immer du jetzt bist".

Und mit diesen Worten führte in Tiifu langsam vom Grab weg, während Jua und Katsuro Kuwa beim Gehen unterstützten. Draußen vor der Höhle angekommen gingen nun all die anderen Gäste einer nach dem anderen in die Höhle rein. Manche von ihnen trugen ebenfalls ein paar dieser Blumen im Maul, die sie nun zu denen von Vadis und Kuwas legten. Andere wollten nur so nochmal Drazzin seine letzte Ehre erweisen.

Vadi hatte sich währenddessen etwas von den anderen zurückgezogen und schaute betrübt zu Boden. Einen Moment blieb er noch so alleine da stehen, bevor sich plötzlich Kuwa von hinten an ihn kuschelte.

"Ich weiß, du denkst es ist deine Schuld, aber das ist sie nicht", sagte sie noch immer mit brüchiger Stimme und Tränen in den Augen.

"Kuwa, es ist mei..."

"Nein", unterbrach sie ihn. "Niemand trägt bei diesem schrecklichen Unfall die Schuld. Du hättest doch niemals erahnen können, dass das alles ieren würde".

Vadi antwortete nicht und schaute nur zu Boden.

"Du warst für meinen Drazzin immer da, wenn er Hilfe brauchte. Hast ihm so oft das Leben gerettet. Du warst mehr als nur ein Freund für ihn. Du warst sein Bruder. Und dafür möchte ich dir danken. Dieses Mal hatte es vielleicht nicht gereicht, aber es war NICHT deine Schuld. Bitte hör auf, dir das einzureden. Drazzin hätte niemals gewollt, dass du so von dir denkst", flehte sie ihn weiter an.

"All das hätte niemals ieren dürfen, Kuwa. Ich hätte ihn vor dem Tod bewahren müssen. Das ist meine Pflicht!"

"Ich weiß, Vadi. Und du hast jedes Mal immer dein Bestes gegeben. Aber auch du bist nur ein Löwe. Auch wenn du es jedes Mal so gut wie möglich versuchst, du kannst nicht immer jeden retten. Auch Unfälle ieren hin und wieder. Tödliche Unfälle. Gestern geschah einer davon. Und es hat uns eine geliebte Hyäne gekostet. Aber du hättest nichts dagegen unternehmen können. Es ist nicht deine Schuld", wiederholte sie und kuschelte erneut tröstend ihren Kopf an ihn. "Es ist hart. Besonders für uns beide. Aber wir dürfen jetzt nicht aufgeben. Nicht so. Drazzin würde das nicht wollen".

Nach einem Moment hob er den Kopf schließlich wieder. "Ja... Du hast recht. Er hätte das nicht so gewollt. Danke", sagte er und drückte sie etwas an sich. Dennoch würde er eine Zeit lang brauchen, um diese Schuldgefühle endgültig loszuwerden. Das wusste er jetzt schon.

Nach einem kurzen Moment schaute Kuwa ihn schließlich zuversichtlich an. In ihren geröteten und von Tränen feuchten Augen konnte Vadi erkennen, dass sie soeben einen Entschluss gefasst hatte.

"Vadi? Ich muss dir was anvertrauen."

"Und das wäre?", fragte er die weiße Löwin mit fragenden Blick.

"Ich... ich bin trächtig."

Es waren inzwischen ein paar Monate vergangen, als es schließlich so weit war. Kuwa würde jeden Moment zwei Junge gebären. Sie lag zusammen mit Vadi abgeschieden von den anderen im hinteren Teil der Höhle, wo sie ihre Ruhe hatte. In diesem Moment brauchte sie einfach Ruhe. Nur Vadi, den besten Freund ihres verstorbenen Partners wollte sie jetzt bei sich haben. Und dieser gab sein bestes, um sie irgendwie zu beruhigen, während sie vor Schmerzen brüllte. Immer wieder legte der ältere Löwe seine Pfote beruhigend auf ihren Kopf.

"Ganz ruhig, ganz ruhig. Tief ein- und ausatmen. Schön weiter pressen. Gleich hast du es geschafft", wiederholte er immer wieder in ruhigem Tonfall.

Es schien zumindest etwas zu bringen, doch hatte Kuwa dennoch ziemliche Schmerzen und Tränen liefen ihre Augen hinunter. Vadi war sich jedoch sicher, dass es nicht nur wegen den Schmerzen war, sondern auch der Tatsache geschuldet, dass Drazzin die Geburt seiner Kinder nicht mehr miterleben durfte.

Nach wenigen Sekunden war es dann schließlich soweit und Kuwa schaffte es, ihr erstes Kind zur Welt zu bringen. Vorsichtig packte Vadi es am Nacken und brachte es zum Gesicht seiner Mutter.

"Es ist ein Mädchen", sagte Vadi aufmunternd und legte die Kleine neben ihrem Kopf ab. Sie sah mehr wie eine Löwin aus, mit dem wunderschönem, strahlend weißen Fell ihrer Mutter. Die blauen Augen hatte sie jedoch von ihrem Vater.

Kuwa konnte nicht anders, als trotz all der Schmerzen überglücklich zu lächeln und die Kleine einmal abzuschlecken. "Sia", sagte sie schließlich. "Ihr Name ist Sia".

Doch dann musste sie ein weiteres Mal vor Schmerzen brüllen und Vadi wiederholte seinen Beruhigungsprozess. Und nach einem kurzen Moment kam auch schon das zweite Kind zur Welt. Auch dieses trug Vadi vorsichtig zu ihrem Gesicht.

"Noch ein Mädchen", meinte er glücklich lächelnd. Diese kam jedoch etwas mehr nach einer Hyäne mit einem ebenfalls etwas hellerem Fell, aber einem ähnlichen Fellmuster, wie Drazzin es hatte. Ihre klaren und rubinroten Augen hatte sie von Kuwa. Sie sah ihrem Vater wirklich ähnlich.

Kuwa musste daraufhin nur ein weiteres Mal lächeln und musste an etwas denken. Drazzin hatte sich schon immer eine Tochter gewünscht und da sie ihm eben sehr ähnlich sah, entschied sie sich für den Namen, den er immer vorgeschlagen hatte. Dieser da wäre...

"Shiri. Ihr Name ist Shiri". Und auch sie schleckte sie einmal liebevoll ab und betrachtete ihre beiden Kinder mit einem liebevollen Blick. Ihre Kinder, die niemals ihren Vater kennenlernen würden. Aber sie war sich sicher, wo auch immer Drazzin jetzt war... in diesem Moment würde er zusehen. Und mit einem liebevollen Lächeln auf sie hinabblicken.

Die beiden Neugeborenen kuschelten sich indes an ihre Mutter während auch Vadi sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

"Sia und Shiri also", sagte er fröhlisch. "Willkommen im Narbenrudel, ihr beiden. Euer Vater wäre stolz auf euch. Auf euch alle drei..."

10 Jahre später

Für die Hyäne, die uns immer zum Lächeln gebracht hatte. Für die Hyäne, die immer an unserer Seite stand. Für die Hyäne, die ihren Freunden die beste Zeit ihres Lebens gab. Für die Hyäne, dir für immer in unserem Herzen weiterleben wird.

Das stand in die Baumrinde eingeritzt, die vor der kleinen Grasfläche in der Schlafhöhle einer langen verstorbenen Familie lag. Diese Grasfläche kennzeichnete nun das Grab der Hyäne Drazzin, die vor 10 Jahren verstorben war. Genau an der Stelle, wo das Grünzeug nun aus dem Boden spross. Genau an der Stelle, vor der jetzt zwei ausgewachsene Mischblüter standen.

Sia und Shiri standen beide vor dem Grab ihres Vaters, den sie nie kennenlernen, aber immer nur Gutes drüber hören durften. Sie beide blickten darauf hinab, ein gütiges Lächeln auf dem Gesicht. Sie mochten ihn zwar nie gekannt haben, doch waren sie dennoch stolz darauf, seine Töchter sein zu dürfen. Genauso wie stolz Drazzin war, sie als seine Töchter zu haben. Dass hatte Kuwa ihnen zumindest schon seit ihrer Kindheit immer wieder zu ihnen gesagt und sie hatten es ihr immer geglaubt.

Wir haben dich zwar nie kennengelernt, aber wir wissen trotzdem, dass du der beste Vater der Welt bist. Und wir dich immer lieben werden.

Dann wandten sie sich nach rechts, wo inzwischen eine zweite Grasebene gewachsen war. Auch hier lag eine Baumrinde vor, in die etwas eingeritzt wurde.

Für die gütigste, schönste und großherzigste Mutter, die jemals gelebt hat. Wir danken dir für alles, Mama.

Hinter diesen Worten war ein Herz eingezeichnet gewesen. Kuwa hatte sich immer gewünscht neben ihrem Drazzin beerdigt zu werden, sollte ihre Zeit gekommen sein. Vor einem Jahr mussten sie ihr dann diesen Wunsch erfüllen. Die weiße Löwin war immer für ihre Töchter dagewesen. Bis zum Ende. Und dafür waren sie ihr unendlich dankbar.

Auch bei dir wissen wir, dass du die beste Mutter warst, die man sich wünschen konnte. Trotz fehlendem Vater hast du hast uns eine wunderbare Kindheit geschenkt und uns in unserem Leben begleitet. Bis zum Ende hattest du für uns gekämpft. Du wirst niemals vergessen werden.

Und schließlich gingen sie zu der dritten Grasfläche, welche links von Drazzins Grab angesiedelt war. Auch hier befand sich eine Baumrinde vor.

Der stärkste Anführer.

Der loyalste Freund.

Der beste Cousin.

Der großherzigste Onkel

Der liebevollste Vater.

Und für ewig geliebter Partner.

Um diese Worte waren drumherum überall verschieden Pfotenabdrücke mit roter Farbe draufgedrückt worden. Da waren unter anderem die von Tiifu, Jua, Katsuro, Kovu, Kiara, Zira, Diliko und Kuwa. Auch ihre eigenen waren natürlich dabei.

Vadis Tod war inzwischen 3 Jahre her. Dies war natürlich ein besonders großer Schock für das Narbenrudel gewesen, als sie ihren Anführer verloren, doch trat Katsuro schnell in die Fußstapfen seines Vaters und erfüllte diese Rolle so gut, dass sein Vater nur stolz auf ihn hinabblicken konnte. Jua nahm währenddessen die Position der Stellvertreterin ein. Mit seiner Partnerin Tiifu hatte Vadi vor 9 Jahren noch ein drittes Kind bekommen. Dieses hatte er zu Ehren seines einstigen Freundes und Sias und Shiris Vater Drazzin getauft. Und sowohl Drazzin als auch Jua und Katsuro waren während der letzten Jahre wie wahre Geschwister für die beiden Mischblüter geworden. So, wie Vadi ein Onkel für sie war.

Auch du wirst nie vergessen sein, Onkel Vadi. Du brachtest uns immer so viele Sachen bei. Wie man sich anpirscht, wie man am besten seine Beute erledigt, wie man alleine in der Wildnis überlebt... Du schütztest dein Rudel immer mit ganzer Kraft und hättest dich jederzeit immer für andere geopfert, was du letzten Endes auch für deine Tochter getan hattest. Du warst ein starker und gütiger Anführer. Und der beste Onkel, den man haben kann.

Nach diesen Gedanken lagen sie auf jedes der drei Gräber eine Blume ab. Blumen mit 4 leuchtend weißen Blüten und einem grünen Stängel. Als sie noch einen weiteren Moment auf die drei Gräber hinabblickten, wandten sie sich schließlich zum Gehen um. Sie und die anderen waren die Zukunft des Narbenrudels. Sie würden das Vermächtnis fortführen. Und solange sie lebten, würde auch das Narbenrudel überleben. Sie würden für Vadi überleben. Für Kuwa. Und vor allem für Drazzin...

Hintergrundbild sowie das andere Bild sind beide gezeichnet von Kim. Danke dafür! *hug*

Verlust-ACHTUNG ACHTUNG! Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Story einen Tod und ziemlich traurige Inhalte enthält. Wer d
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Also falls es dein Plan war, uns allen feuchte Augen zu veren... hat geklappt :(

Das war echt verflucht traurig (mich schaffen bei sowas immer die Szenen wenn die Hinterbliebenen am Grab stehen oder es später besuchen und hier war beides drin).

Aber um nicht ganz in Melancholie zu versinken noch ein wenig (hoffentlich konstruktive) Kritik zum Ende:

Mit ist hier und auch in ein paar anderen deiner Stories aufgefallen, dass du gelegentlich eine etwas merkwürdige Vergangenheitsform benutzt. "...beschloss Vadi schließlich und schleichte sich weiter vorran." Bin mir ziemlich sicher, es müsste "schlich" heißen. Hab jetzt leider auch kein anderes ende Beispiele parat, aber wie gesagt, das scheint dir immer mal wieder zu ieren.

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1 Reply 12/03/20

Das war dann wohl meine Order 66 Szene. Alle am trauern, sehr schön ÒwÓ

Spaß beiseite, freut mich extremst zu hören, dass ich mit der Story die richtige Wirkung erzielt habe. Denn ja... das war mein Plan gewesen xD x3

Und ja, mit der Kritik hast du recht. Das fällt mir selbst hinnund wieder beim Schreiben auf. Dass ich ein Wort in der Vergangenheitsform hin schreibe ubd dann merke: "Moment, das hieß doch anders" xD

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1 Reply 12/03/20

Vadiii.

Du- Du bist mega!

...mega gemein xD

Was hast du getaaaaaan?!

*hat nen Rippchen wie ein Messer in den Pfoten*

Das Zaila hat nen Kloß im Hals und will am liebsten einfach nur heulen qwq

Man hat jede einzelne Stimmung oder noch besser... die individuellen Gefühle SO UNFASSBAR GUT spüren- das ist schon beinahe kriminell o-o :ok_hand: 🏼

Ich hasse dich für diesen guten Schreibstyle xD :two_hearts:

Aber gleichzeitig liebe ich es, wie du sprachliche und rhetorische Mittel in deinen Storys gezielt einsetzen tust :eyes:

Alsoooo

Einfach nur epic- ich bin absolut geflasht qwq

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1 Reply 12/03/20

Antwort auf: °• ZailAAAA •°

Bienen Hubschrauber Backgroundstory xDD

Also willst du von mir, dass ich ne Backgroundstory für einen Bienenhelikopter schreibe? :3

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1 Reply 12/03/20

Antwort auf: Vadi/Ukali

Oms, Ich sehe das ja erst jetzt o-o

Aber- warum nicht? Wenn du Motivation findest... XD

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1 Reply 12/03/20

Man ich hatte so gute laune....musst du die mir kaputt machen!? MAKUU MACH DAS INTERNET Aus!

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2 Reply 12/03/20

So nachdem ich mich wieder beruhigen konnte... folgt jetzt mein :33

Also zuallererst,ich war und bin noch immer am heulen wie so nen Wasserfall,dass du solche Gefühle in Form eines Textes bei mir auslösen kannst..fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Wie machst du das? XD

Die Umgebung war auch wie bei den Chroniken wieder so gut beschrieben,sodass man es sich im Kopf,zumindest bei mir,genau ausmalen konnte wie es dort aussieht.

Zu den emotionalen Sachen..boah..da kann ich nicht so viel zu sagen als 1A,unfassbar krass beschrieben,ich konnte mich so gut in die verschiedenen Charaktere hineinversetzen,besonders in Vadi und Kuwa...boah man war das heftige,wie bereits erwähnt...ich wurde zu einem Wasserfall,mein ganzer Pulli is nass XD

Du bist und bleibst auf ewig mein Lieblingsautor! Wenn ich deine FFs immer lese,dann bekomme ich richtig Lust auch was zu schreiben,das motiviert mich immer voll ...aber wenn ich dann anfangen möchte,weiß ich nie wo ich anfangen soll und was ich genau schreiben möchte,das ist so mein größtes Problem XD

Danke das du uns immer mit so geilen FFs bereicherst,einfach nur krass UwU

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2 Reply 12/03/20

Nawww, so viel Lob auf einmal ;-; Dankeeeee *big hug und lässt nicht mehr los* x3

Freut mich so krass, dass sie euch so gut gefällt. Auch, wenn's eben schon ne ältere Fic ist ;-;

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2 Reply 12/03/20
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