Weltschmerz ( :warning: TW Venting)

Ich möchte ein Thema ansprechen, welches mich schon länger begleitet und was mich einfach nicht loslässt. Es ist ein Thema, mit welchem sich vermutlich vor allem Millennials und ältere Generation Z Personen identifizieren können.

Der Spruch "Früher war alles besser" wird einigen schon zu den Ohren herauskommen, wobei allerdings zum Teil eine traurige Realität für einige von uns dahintersteckt. Was ist eigentlich iert? Man muss wissen, ich selbst bin Baujahr 2003 und gehöre daher der Generation Z an, wobei ich mich allerdings mental immer eher mit Millennials identifizieren konnte und weniger mit Gleichaltrigen. Während andere immer alles hip und trendy bevorzugt haben, so durfte bei mir ein großer Hauch von Retro nie fehlen. Doch warum genau ist das so? Ich möchte mal kurz die ganze Zeitspanne meiner erlebten Zeit durchgehen und es genauer erklären.

2000er Jahre:

Meine frühesten und unbeschwertesten Jahre, welche für mich sogar als Höhepunkt der Menschheit gelten. Nach dem Millennium hatte man dieses wunderbar optimistische und positive Jahrzehnt gehabt, welches sich nicht nur durch eine relative globale Stabilität geprägt hatte, sondern auch kulturell ein absolutes Highlight war. Egal ob Filme, Serien, Musik, Spiele, Kunst und andere Medien: Die 2000er waren schlichtweg ein Paradies in den Aspekten gewesen und ich kann mich noch an meine ersten Kinofilme erinnern oder wie wir selbstgebrannte CDs im Sommer gehört haben. Genau deswegen war gerade in den frühen 2000ern Futurismus mit abstrakter Kunst und hellen Farben so beliebt; Weil es eine Zeit voller Hoffnung und wirtschaftlicher sowie politischer Stabilität war, mit stetig revolutionierten Technologien und einer üppigen Kultur, welche rückblickend die neuen 80er darstellt. Versteht mich nicht falsch, denn mir ist bewusst dass auch die 2000er nicht perfekt waren und es ebenfalls tragische Ereignisse gab wie 9/11 oder den Irakkrieg, jedoch wenn man es mit den anderen Zeiten der Menschheit vergleicht gab es wohl kaum eine positivere und friedlichere Zeit. Dass ich gerade die 2000er so romantisiere wird zu einem gewissen Teil auch damit zusammenhängen, dass es meine frühsten Erinnerungen sind und die frühe Kindheit meist grundsätzlich unbeschwert und hoffnungsvoll ist, jedoch würde ich unabhängig davon im Rückblick sagen, dass wir über eines, wenn nicht sogar das beste Jahrzehnt der Menschheit sprechen.

2010er Jahre:

Die 2010er waren schließlich der nächste Wendepunkt und brachten viele Veränderungen in einer Welt, die vom Internet und sozialen Netzwerken erobert wurde. Auch wenn das Internet selbstverständlich Vieles erleichtert hat, so wurde es gleichzeitig auch zu einem großen Fluch in einer Gesellschaft, die immer weniger miteinander direkt redete und an Empathie verlor, weswegen das Internet als größtes Werkzeug zugleich die schlimmste Waffe wurde. Dennoch gab es stets Anhaltspunkte um optimistisch zu bleiben, da man an technische Verbesserungen glaubte, welche auch dem gefürchteten Klimawandel entgegenwirken könnten. Kulturell mag das Jahrzehnt vielleicht kontroverser gewesen sein als das Vorgängerjahrzehnt, jedoch waren auch die 2010er kulturell üppig mit vielen guten Filmen, Musik sowie einer wachsenden und diverser werdenden Gaming-Branche, wobei Minecraft wohl unumstritten zum größten Spiel der Dekade wurde und bis heute zu den relevantesten Spielen gehört. Auch wenn Weltschmerz spürbar war in dem Jahrzehnt, so gab es immer wieder Trost in Dingen und Gründe an die Zukunft zu glauben.

2020er Jahre:

Wir sind zwar gerade mal in der Mitte der Dekade angekommen, jedoch lässt sich bereits an der ersten Hälfte bereits sagen, dass dieses Jahrzehnt eine einzige Enttäuschung für die Welt ist. Die Schere zwischen Arm und Reich steigt rasant wie schon lange nicht mehr, sodass wir schon von neofeudalen Verhältnissen sprechen können. Einer der Auslöser war die Corona-Pandemie, welche direkt zu Beginn des Jahrzehnts die ganze Welt auf den Kopf gestellt hat. Was ist da iert? Nicht nur sind dadurch viele Menschen krank geworden und sogar gestorben, sondern die Gesellschaft wurde in eine Isolation getrieben und es hat sich gerade über das Internet offenbart, wie hässlich die Menschheit eigentlich vom Charakter ist und dass von Zusammenhalt und moralischen Grundsätzen kaum noch eine Spur ist. Minderheiten wurden zunehmend zum Sündenbock für alles Negative in der Welt durch den mittlerweile fast global salonfähigen Rechtsextremismus und sie leben auch hierzulande längst nicht mehr in Sicherheit, während die eigentlichen Übeltäter in Gestalt von Reichen und Politikern ungeschoren die Menschen ausnehmen und gegeneinander aufhetzen können, um von sich selbst abzulenken, und dabei über Leichen gehen. Und das Traurige ist: Es funktioniert auch noch. Viel öfter werden beispielsweise Homosexuelle, Beeinträchtigte und Bürgergeldempfänger für gesellschaftspolitische Probleme verantwortlich gemacht, mit denen sie nichts zu tun haben. Hass und Hetze sind mittlerweile quasi salonfähig und die Anfälligkeit für Krieg und Armut so hoch wie lange nicht mehr. Nicht nur politisch, sondern leider auch kulturell ist das Jahrzehnt bisher eine einzige Depression und von neuen guten Filmen, Serien, Spielen und Musik kaum eine Spur, stattdessen kann ich die guten kulturellen Inhalte an einer Hand abzählen. Ich war im gesamten Jahrzehnt bisher sage und schreibe zweimal im Kino gewesen, während ich in den 2010ern oft selbst in einem einzelnen Jahr öfters gegangen bin als das. Der einzige wirklich gute kulturelle Trend der 20er war bisher Liminal Horror bzw. die Backrooms, aber ansonsten wars das auch schon. Die Dekade ist bisher einfach nur ein einziger Fiebertraum und es gibt keinerlei Anhaltspunkte um noch optimistisch zu bleiben in einer Welt die jeden Tag aufs Neue schreit: "Für dich ist nichts mehr übrig im Leben!", denn man kann es drehen und wenden wie man will: Der Planet ist am Sterben. Menschen tun sich gegenseitig und der Natur die schlimmsten Dinge an statt einfach mal zusammenzuarbeiten und während hierzulande der Klimawandel noch belächelt und verleugnet wird, so ist er in anderen Teilen der Welt wie Afrika und Ozeanien längst Realität mit Großbränden und sinkenden Inseln, dass Menschen ihre Heimat verlieren. Die 20er sind ein einziger Schmerz für mich, während ich immer wieder alte Dinge aus der Vergangenheit aufgreife und ihnen nachtrauer…

Abschlusswort:

Ich musste es einfach mal loswerden, da ich weiß dass es eine gute Methode ist Gedanken loszulassen, indem man sie aufschreibt und mit anderen teilt. Gibt es hier Leute, die sich ähnlich fühlen und wissen was ich meine? Schreibt ruhig gerne eure Ansicht in die Kommentarspalte, aber bleibt bitte empathisch und sachlich! :pray: 🥀